21.03.2022 16:34:39
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Bundesbank-Chef Nagel: Hohe Inflation darf sich nicht verfestigen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Bundesbank-Präsident Joachim Nagel plädiert angesichts des Aufwärtstrends bei der Inflation für ein weiteres Zurückdrehen der ultralockeren Geldpolitik. "Für mich ist ganz klar: Wenn es der Preisausblick erfordert, müssen wir die Geldpolitik weiter normalisieren und auch beginnen, unsere Leitzinsen anzuheben", sagte Nagel einem vorab verbreitetem Redetext zufolge am Montagnachmittag bei einer Veranstaltung der Deutschen Bundesbank in Hannover. "Sofern die Nettokäufe wie derzeit vorgesehen im dritten Quartal enden, eröffnet das die Möglichkeit, bei Bedarf die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben."
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Nagel angehört, hatte auf seiner jüngsten geldpolitischen Sitzung am 10. März beschlossen, die milliardenschweren Anleihenkäufe der Notenbank schneller zurückzufahren als bisher geplant. Wann die Zinsen im Euroraum nach jahrelangem Rekordtief wieder steigen werden, ließ Notenbank aber offen. Sie legte fest, dass ein Zinsschritt nicht automatisch nach dem Stopp des Kaufs frischer Wertpapiere erfolgen müsse.
"Bei aller Vorsicht angesichts der außergewöhnlichen Unsicherheit: Verschleppen sollten wir den Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik nicht", sagte Nagel. "Sonst müssten die Zinsen später womöglich umso schneller oder höher steigen. Ein abrupter Zinsanstieg aber würde Unternehmen und Haushalte stärker belasten. Und er könnte bestehende Verwundbarkeiten im Finanzsystem aufdecken und starke Marktschwankungen auslösen."
Deutschlands Verbraucher müssen sich nach Nagels Einschätzung in nächster Zeit auf weiter steigende Preise einstellen: "Durch den Energiepreisschub aufgrund des Krieges dürfte sich der Verbraucherpreisanstieg vor allem kurzfristig nochmals spürbar verstärken." Stark steigende Preise belasteten besonders Menschen mit niedrigem Einkommen. "Um besonders betroffene Menschen ein Stück zu entlasten, sind gezielte Transfers sachgerecht", sagte Nagel. "Jedoch müssen wir im EZB-Rat entschlossen dafür sorgen, dass sich der starke Preisauftrieb nicht verfestigt und nicht zu einer überhöhten Inflation in der mittleren Frist führt."/ben/DP/jkr
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