Interesse gestiegen |
26.10.2020 22:34:00
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Buffett-Investition steigert Attraktivität: Lohnen sich japanische Aktien wieder?
• Buffett-Investition steigert Attraktivität
• Hürden bleiben jedoch bestehen
In Japan befindet sich laut "Bloomberg" die drittgrößte Börse der Welt. Diese hat jüngst verstärkt Aufmerksamkeit erhalten. Gesorgt haben dafür zwei Männer, die alles andere als unbekannt sind.
Politische Veränderung in Japan bringt Schwung
Kürzlich wurde Yoshihide Suga zum neuen Premierminister gewählt. Der 71-Jährige ist bereits aus der vorangegangenen Regierung bekannt. Und bereits in seiner bislang erst einmonatigen Amtszeit machte er Fortschritte bei der Einhaltung seiner Wahlversprechen. Möglich machen das kleine, erreichbare Ziele. Eines davon ist eine "digitale Transformation", berichtet "Bloomberg". Der öffentliche Sektor soll dabei effizienter werden, weniger papierlastig. Die Regierung richte eine "Digitale Agentur" ein, heißt es. Im Fokus stehe dabei Schnelligkeit. Auch in Sachen Konjunkturhilfe zeigt sich Sugas Regierung dynamischer. Berichten zufolge soll ein Paket in Höhe von 40 Billionen Yen eingefordert worden sein - eine außerordentliche Parlamentssitzung folge dann am Montag.
"Ausländische Investoren werden einer Art Gehirnwäsche unterzogen, um zu glauben, dass Stabilität in Japan keinen Fortschritt bedeutet, und das ist einfach falsch", sagte John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management in Tokio, gegenüber "Bloomberg". "Alle seine Ziele scheinen in die richtige Richtung zu gehen." Gegenüber anderen Märkten hat Japan außerdem nicht mit den Auswirkungen einer polarisierenden Wahl, einem vermeintlich harten Brexit oder einem Handelskrieg zu ringen.
Aufmerksamkeitschub: Warren Buffett investiert in Japan
Doch nicht nur der politische Umschwung in Japan macht das Land gegenwärtig für Investoren interessant. Für weitaus mehr Aufmerksamkeit sorgte Börsenguru Warren Buffett. Ende August meldete sein Konglomerat Berkshire Hathaway Investitionen in fünf japanische Unternehmen. Die Anteile an Mitsubishi, Itochu, Marubeni, Mitsui & Co. und Sumitomo belaufen sich auf jeweils etwas mehr als fünf Prozent und waren zeitweise sechs Milliarden US-Dollar wert. "Ich freue mich sehr, dass Berkshire Hathaway ein Teil von Japans Zukunft wird", ließ Buffett verlauten.
Da Buffetts Investitionen als Gütesiegel gelten, weckte die Berkshire-Beteiligung in Japan das Interesse ausländischer Investoren. In der ersten vollen Oktoberwoche flossen rund 13,5 Milliarden US-Dollar aus Übersee in japanische Aktien - laut "Bloomberg" ist das der höchste Wert seit 18 Monaten. "Dass Buffett einen Schritt macht, ist ein starkes Signal für viele westliche Investoren, insbesondere für Value-Investoren, dass Japan potenziell einer der Märkte mit den höchsten Rabatten ist", erläuterte Nick Schmitz, Japan-Portfoliomanager bei Verdad Advisers in Boston, gegenüber "Bloomberg".
Japanische Aktien - einen Blick wert?
Im Fokus der Investoren stehen sonst oft vor allem Aktien aus den USA oder den jeweiligen Heimatländern. Für Anleger, die sich bislang nicht mit japanischen Unternehmen auseinandergesetzt haben, könnte spätestens Buffetts Investition ein dezenter Hinweis darauf gewesen sein, dass es sich um lohnenswerte Beteiligungen handeln könnte. Denn selbst Buffett änderte mit seiner diesjährigen Investition eine alte Meinung: In einer Rede aus dem Jahr 1988 kritisierte der Börsenguru die niedrige Rendite japanischer Firmen und die Managementebenen. "Wenn Sie japanische Aktien vor Buffetts Investitionen nicht mochten, müssen Sie zumindest einen Blick darauf werfen - wenn schon nicht auf den Gesamtmarkt, so doch zumindest auf die Handelsunternehmen", zitiert "Bloomberg" Thomas Hayes, Vorsitzender des in New York ansässigen Long-Short-Aktienmanagers Great Hill Capital.
Und wer das Land und seine Aktien bereits zuvor interessant fand, der könne durch die politischen Veränderungen nun bestärkt werden: "Der Aufstieg von Suga zum Premierminister sagt uns, dass, wenn Sie früher japanische Aktien mochten, Sie sie jetzt auch lieben werden", so Hayes. Und auch Goldman Sachs sieht Potenzial: In einem Bericht von Anfang Oktober sieht das Investmenthaus im günstigsten Fall eine Outperformance bei japanischen Aktien.
Bedenken bleiben - Rückenwind wird schwächer
Doch Buffetts alte Bedenken sind nicht alle zwangsläufig vom Tisch. Zwar bewältigt Japan die Pandemie relativ gut und die Bilanzen können als gesund betrachtet werden, doch die Liquidität vieler Small-Caps wird weiterhin als dünn eingestuft, berichtet "Bloomberg". Außerdem fehlen dem Markt weitere relevante Katalysatoren, die den Aufwind weitertragen könnten. Inländische Investoren zeigen sich jedoch überzeugt und erwarten viel von ihrem neuen Premierminister Suga: Im vergangenen Monat konnten die Aktien in jeder Woche ein Plus verzeichnen, selbst als sich ausländische Investoren zurückzogen, so "Bloomberg". "Der vielleicht größte Vorteil von Buffetts Investition wird der Eindruck auf inländische Investoren sein", sagte Vail. Japan brauche keine ausländischen Investoren, um sich zu erholen.
Redaktion finanzen.at
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