12.06.2016 14:44:45
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Briten werden von allen Seiten vor Brexit gewarnt
LONDON (AFP/Dow Jones)--Im Falle eines Votums für den EU-Austritt hat Premierminister David Cameron die Briten vor einem "verlorenen Jahrzehnt" gewarnt. Ein Brexit werde "ein Jahrzehnt der Ungewissheit" bringen und "Energie aus der Regierung und dem Land absaugen", sagte Cameron am Sonntag der BBC.
Auch im Ausland mehren sich die Stimmen, die die Briten vor einem Ausscheiden aus der Europäischen Union warnen. Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rates, rechnet damit, dass bei einem Votum für den Brexit alleine das mögliche Auflösen aller vertraglichen Verbindungen mit Großbritannien zwei Jahre in Anspruch nehmen würde. Insgesamt gehe er davon aus, dass bis zu einem Neubeginn der Beziehungen mit der EU sieben Jahre vergehen könnten, sagte er der Bild-Zeitung. "Jedes einzelne der dann 27 EU-Mitgliedsländer sowie das Europäische Parlament müssen dem Gesamtergebnis zustimmen. Das wird mindestens fünf Jahre in Anspruch nehmen, und ich fürchte, ohne jede Erfolgsgarantie", so Tusk.
Auch die europäischen Finanzaufseher sprachen sich für ein Verbleiben der Briten in der Europäischen Union und gegen einen Brexit aus. "Jeder wünscht sich, dass sich die Briten für die EU entscheiden, ich auch", sagte der Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld. Sollten die Briten für den Brexit votieren, sei das vor allem für die Großbanken ein Problem. "Die größten Institute bekämen die größten Probleme", betont Hufeld.
Brexit-Wortführer Nigel Farage von der rechtspopulistischen Ukip sagte dagegen: "Die Leute haben genug von den Drohungen des Premierministers". Wenn bei dem Referendum am 23. Juni der Ausstieg aus der EU beschlossen werden sollte, müsse mit der EU über die Konsequenzen verhandelt werden, sagte der Premierminister. "Sie müssten eine Handelsabkommen mit der EU aushandeln", sagte Cameron.
In den jüngsten Umfragen lagen die Brexit-Befürworter mehrfach vorn. In einer Umfrage der aktuellen "Sunday Times" entschieden sich 43 Prozent für den Brexit und 42 Prozent dagegen. Elf Prozent der Befragten zeigten sich unentschieden, vier Prozent gaben an, sich nicht an der Abstimmung beteiligen zu wollen.
Das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, stellte sich anderthalb Wochen vor dem Referendum öffentlich auf die Seite der Befürworter einer EU-Mitgliedschaft. Er sei dafür "Brücken zu bauen, nicht Grenzen", schrieb das Kirchenoberhaupt in einem Beitrag für die "Mail on Sunday".
Er erhebe nicht den Anspruch, eine allgemeingültige Abstimmungsempfehlung abzugeben, schrieb Welby: "Ich habe in keiner Weise irgendeine göttlichen heißen Draht zur richtigen Antwort." Jeder Brite müsse sich selbst ein Bild machen. "Aber ich für meinen Teil werde für den Verbleib stimmen." Großbritanniens oberster Katholik, Kardinal Vincent Nichols, hatte bereits kundgetan, er glaube, dass ein EU-Austritt "komplexe Probleme" verursachen würde.
13 britische Nobelpreisträger sprachen sich in einem offenen Brief gegen den EU-Austritt aus. Die Nobelpreisträger erklärten in ihrem im "Daily Telegraph" veröffentlichten Brief, der Wegfall der Förderung durch die Europäische Union berge für die britische Forschung "eine große Gefahr".
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/jhe
(END) Dow Jones Newswires
June 12, 2016 08:14 ET (12:14 GMT)- - 08 14 AM EDT 06-12-16
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