Anleihemarkt & Co. |
10.03.2021 23:06:00
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Brief an Berkshire-Aktionäre - was Börsenguru Warren Buffett Anlegern zu sagen hatte
• Buffetts Glaube an Amerika bleibt ungetrübt
• Anleihe-Märkte keine gute Anlageoption
Seit mehr als 60 Jahren veröffentlicht Börsenlegende Warren Buffett nun schon einmal jährlich den Brief an Berkshire-Aktionäre. Marktteilnehmer weltweit verfolgen das Erscheinen des Briefes mit großem Interesse, gibt das Orakel von Omaha darin doch meist wertvolle Investmenttipps und seltene Einblicke in dessen eigene Investitionsentscheidungen, die seine Holding Berkshire Hathaway betreffen.
Anleger, die mit dem Schreiben jedoch gehofft hatten, Buffetts Einschätzungen zur aktuellen Corona-Lage oder dem neuen US-Präsidenten Joe Biden zu erfahren, wurden enttäuscht. Denn auf die aktuelle politische, gesundheitliche und auch wirtschaftliche Situation Amerikas ging der Börsenexperte dieses Jahr nicht ein. Insgesamt war der Ton des Briefes recht nüchtern und in gewisser Weise distanziert gehalten. Auch die dringliche Frage nach einer möglichen Nachfolge Buffetts - der Starinvestor ist mittlerweile über 90 Jahre alt - blieb weiterhin ungeklärt. Stattdessen ging der Börsenexperte auf folgende Themen ein.
Mehr Aktienrückkäufe als je zuvor
So erklärt der Starinvestor im Brief, warum im letzten Jahr für mehr Geld als je zuvor eigene Berkshire-Aktien zurückgekauft wurden. Insgesamt 24,7 Milliarden US-Dollar gab der Börsen-Guru 2020 für eigene Anteilsschein aus. Im Gegensatz zur erklärten Absicht Berkshires zum einen das operative Ergebnis zu steigern und zum anderen große und gut situierte Unternehmen zu übernehmen, sei es 2020 nicht gelungen diese Ziele zu erfüllen. Um dennoch den intrinsischen Wert Berkshires zu steigern und somit für einen Mehrwert bei Berkshire-Aktionären zu sorgen, seien die Aktienrückkäufe getätigt worden: "Diese Maßnahme hat Ihre Eigentümerschaft an jedem Unternehmen Berkshire um 5,2 Prozent gesteigert, ohne dass Sie Ihr Portemonnaie auch nur anfassen mussten", heißt es in dem Brief.
Schon in der Vergangenheit hatte Buffett geäußert, dass es derzeit schwierig sei, geeignete Übernahmeziele zu finden, da er den Markt bereits für teuer halte. Die massiven Aktienrückkäufe könnten dementsprechend ebenfalls auf eine Neuausrichtung Berkshires hindeuten, vermutet Bloomberg News-Expertin Katherine Chiglinsky im Interview mit Bloomberg TV. Schließlich habe Buffett in dem Brief an Aktionäre ebenfalls zugegeben, dass die letzten große Übernahme Berkshires - der Zukauf von Precision Castparts - ein Fehler gewesen sei, da Buffett zu viel dafür gezahlt hätte.
Berkshire Hathaway - kein herkömmliches Konglomerat
Darüber hinaus betont der Börsenexperte in dem Aktionärsbrief, dass sich Berkshire als Konglomerat von anderen dadurch unterscheide, dass es für die Holding nicht so wichtig sei, ein Unternehmen tatsächlich vollständig zu übernehmen, in dem Sinn, dass Berkshire die zugekauften Geschäfte auch tatsächlich vollständig kontrolliere. Schließlich bestehe die Krux darin, dass wirklich ausgezeichnete Unternehmen gar kein Interesse daran hätten, vollständig übernommen zu werden, weshalb sich herkömmliche Konglomerate auf durchschnittliche Unternehmen konzentrieren müssten, woran Berkshire jedoch kein Interesse hätte. "Es hat eine Weile gedauert, bis ich das eingesehen habe. Aber Charlie […] hat mich schließlich überzeugt, dass es viel profitabler, angenehmer und viel weniger Arbeit sein kann, einen nicht-kontrollierenden Anteil eines wundervollen Unternehmens zu besitzen, als sich mit 100 % eines grenzwertigen Unternehmens herumzuschlagen".
Apple-Beteiligung gehört zu den "Kronjuwelen"
Für Anleger außerdem interessant ist wahrscheinlich, dass Buffett in dem Brief erklärte, dass die 5,4-prozentige Beteiligung Berkshires an dem iKonzern Apple zu dessen "4 Kronjuwelen" zähle. Die drei anderen sind Berkshire Insurance, BNSF Railway und Berkshire Hathaway Energy. Dabei betont der Starinvestor, dass der Anteil an Apple von 5,2 Prozent Mitte 2018 auf nunmehr 5,4 Prozent ausgeweitet werden konnte, und das obwohl Berkshire Apple-Aktien im Wert von rund 11 Milliarden US-Dollar in 2020 veräußerte. Möglich war dies wiederum durch Aktienrückkaufprogramme seitens des Smartphone-Herstellers und eben jene Aktienrückkäufe der Berkshire eigenen Titel. Wenn es nach Warren Buffett geht, wird sich diese Dynamik auch in der Zukunft weiter fortsetzen. Anleger können sich also bereits auf mehr Berkshire-Rückkäufe sowie Abverkäufe von Apple-Titel einstellen.
Der amerikanische Traum lebt
Einen weiteren großen Teil seines Aktionärsbriefs widmet der Börsen-Guru fast schon einer Ode an den amerikanischen Traum, in dem er den Werdegang vieler einzelner Unternehmen skizziert, die sich mittlerweile im Besitz der Investmentholding befinden. "Heute gibt es viele Menschen auf der ganzen Welt, die ähnliche Wunder vollbringen und dadurch den Wohlstand kreieren, der der ganzen Menschheit zu Gute kommt. In der kurzen 232-jährigen Geschichte hat es jedoch keinen zweiten Ort gegeben, in der das menschliche Potenzial derart entfaltet werden konnte, wie in Amerika". Sein Fazit: "Wetten Sie niemals gegen Amerika".
Finger weg von den Anleihemärkten
Auch wenn es in dem letzten Brief an Aktionäre nicht ganz so viele Investment-Ratschläge von Buffett zu holen gab, hatte er dennoch ein deutliches Wort zu den Anleihemärkten zu sagen. Diese seien aktuell kein guter Ort für Investments: "Können Sie sich vorstellen, dass das durch eine 10-jährige US-Staatsanleihe verfügbare Einkommen - die Rendite lag zum Jahresende bei 0,93 Prozent - seit September 1981 von damals 15,8 Prozent um 94 Prozent gesunken ist?" In anderen Ländern, wie auch Deutschland würden gar Negativrenditen gezahlt. All dies würde für eine "trostlose Zukunft" für Anleger von festverzinslichen Wertpapieren sprechen.
Zum Abschluss kündigte Buffett eine Jahresversammlung für den ersten Mai 2021 an, die dieses Jahr virtuell stattfinden wird. Dabei stellen sich Warren Buffett und Berkshire-Vize Charlie Munger gemeinsam den Fragen der Aktionäre. Das Event wird dabei live übertragen und dürfte nicht nur für Berkshire Hathaway-Aktionäre von großem Interesse sein.
Redaktion finanzen.at
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