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Notenbanken im Fokus |
07.12.2018 15:53:41
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Börsenabsturz auf Raten - Politische Konflikte verhageln die Stimmung
Warum sind Investoren derzeit so nervös?
Vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China verhagelt Anlegern die Stimmung. Nach Entspannungssignalen droht die Festnahme der Finanzchefin des chinesischen Technologie-Konzerns Huawei in Kanada, die Spannungen zwischen den USA und China wieder anzuheizen. Eine Eskalation des Streits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt könnte die globale Konjunktur in Mitleidenschaft ziehen und die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart treffen. "Die jüngsten Kursverluste an den Börsen zeigen, wie verzweifelt auf eine Lösung gewartet wird", beschreibt Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Fondsgesellschaft DWS (DWS (Deutsche Asset Management)), die Lage. Hinzu kommen politische Unsicherheiten in Europa. "In Europa begleiten uns weiterhin der Haushaltskonflikt mit Italien und die Sorgen vor einem ungeregelten Brexit", sagte Stefan Schneider, Chefvolkswirt Deutschland bei der Deutschen Bank, jüngst.
Gibt es weitere Gründe für die angespannte Stimmung?
An den Börsen wird die Zukunft gehandelt. Doch die Aussichten für die globale Wirtschaft haben sich eingetrübt. Mit einem Konjunkturabsturz rechnen Ökonomen derzeit nicht, das Wachstumstempo dürfte sich nach dem andauernden Aufschwung der vergangenen Jahre allerdings verlangsamen. "Die Weltwirtschaft wächst zwar auch nächstes Jahr, aber wir befinden uns in einer späten Zyklusphase", erläuterte vor kurzem Jens Wilhelm, Vorstand bei der Fondsgesellschaft Union Investment. Die USA, die Leitökonomie der Weltwirtschaft, erlebten den zweitlängsten Aufschwung der vergangenen 70 Jahre. Eine wirtschaftliche Verlangsamung sei damit wahrscheinlicher, was sich auf die Stimmung an den Kapitalmärkten auswirken dürfte.
Welche Rolle spielt die Geldpolitik der Notenbanken?
Die Geldschwemme und Niedrigzinsen großer Notenbanken haben die Anleger seit Jahren bei Laune gehalten, während traditionelle Sparer darunter leiden. Da die Zinsen teilweise immer noch im Keller sind, herrscht Anlagenotstand. Investoren setzen daher verstärkt auf Aktien. Die US-Notenbank Fed strafft die geldpolitischen Zügel allerdings seit geraumer Zeit und hebt die Leitzinsen in Etappen an. Steigende Zinsen machen Anleihen von Staaten und Unternehmen im Vergleich mit Aktien tendenziell attraktiver. Europas Währungshüter hinken dagegen hinterher, ein Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik im Euroraum steht noch an. Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre milliardenschweren Anleihekäufe zum Jahresende einstellen. Eine erste Zinserhöhung wird frühestens im Herbst 2019 erwartet.
Wie geht es weiter an den Aktienmärkten?
Anleger müssen sich nach Einschätzung von Börsenexperten zunächst auf weitere deutliche Kursschwankungen einstellen. "Zwar wird es in den nächsten Monaten immer wieder zu stärkeren Schwankungen kommen, doch insgesamt werden die Aktienmärkte auf einen holprigen Aufwärtspfad einschwenken", erwartet Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ Bank. Der Dax könnte Ende des nächsten Jahres bei 13 300 Punkten stehen. Experte Ulrich Stephan von der Deutschen Bank sieht ebenfalls Chancen für steigende Kurse, auch weil die Unternehmen weiterhin mit robusten Gewinnen rechneten. Etwas skeptischer sind die LBBW-Experten. Sie sehen vor allem Risiken bei US-Aktien, die inzwischen als vergleichsweise teuer gelten. Mögliche Folgen beschreiben die Experten so: "Schließlich lehrt die Börsengeschichte, dass sich die Aktienmärkte der übrigen Welt einer Wende bei US-Aktien in aller Regel nicht entziehen können. Wenn die Wall Street niest, bekommen die hiesigen Börsenplätze die Grippe."
FRANKFURT (dpa-AFX)
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