20.11.2017 22:57:56
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Börsen-Zeitung: Vergeigt, Kommentar zur EBA von Bernd Wittkowski
Wurde in Berlin vor lauter Sondierung übersehen, dass in Brüssel
eine wegen der von ihr auf internationale Finanzdienstleister und
deren Umfeld ausgehenden Symbol- und Sogwirkung höchst bedeutsame
Entscheidung anstand? Diese bis zum Schluss in die richtige Richtung
zu lenken, hätte den vollen Einsatz der Verantwortlichen erfordert.
Dass Frankfurt das Rennen geradezu abgeschlagen verlor, deutet auf
ein Versagen der Berliner Diplomatie hin. Denn "Bankfurt" wäre als
EBA-Standort die "logische Wahl" gewesen. Mit der Kampagne "Frankfurt
the Natural Choice" hatte sich die Mainmetropole - natürlich nicht
dank eines Alleingangs von Kanzler Kohl, sondern getragen von einer
großen Koalition aus Politik in Bund, Land Hessen und Stadt
Frankfurt, Wirtschaft und anderen Interessengruppen - in den
neunziger Jahren gegen eine Vielzahl schwergewichtiger Mitbewerber
als Sitz der EZB durchgesetzt.
Als - nicht zuletzt dank seiner geld- und währungspolitischen Rolle - kontinentaleuropäische Finanzhauptstadt beherbergt Frankfurt heute neben der "doppelten", auch für Bankenaufsicht zuständigen EZB und der Bundesbank Europas Versicherungsaufsicht EIOPA und den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken sowie Teile der nationalen Finanzaufsicht BaFin. In diesem regulatorischen und aufsichtlichen Kraftzentrum werden Synergien freigesetzt, wovon nicht nur dieser Finanzplatz selbst profitiert, sondern das europäische Finanzsystem als Ganzes. Hier wäre folglich auch die 2011 etablierte EBA, die nach dem Brexit nicht am künftigen Offshore-Platz London bleiben kann, perfekt aufgehoben gewesen. Die Konzentration der Behörden an einem Standort hätte es vor allem auch leichter gemacht, eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages die interessenkonfliktträchtige Vermengung geldpolitischer und aufsichtsrechtlicher Verantwortlichkeiten in der EZB zu bereinigen.
Frankfurt hat ein Heimspiel verloren, das angesichts der wirtschaftlichen Logik relativ leicht hätte gewonnen werden können. Vergeigt hat es Berlin.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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