13.05.2019 22:33:42
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Börsen-Zeitung: Reputation in Gefahr, Kommentar zu Bayer von Annette Becker
Als hätte Bayer nicht schon genug mit den von Monsanto geerbten Glyphosatklagen am Hals, kommt nun ein weiteres reputationsschädigendes Thema ans Tageslicht. In Frankreich hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen, nach Einschätzung von Bayer dürfte sich das Thema jedoch auf weitere Länder der EU erstrecken.
Monsanto eilte nicht zu Unrecht ein einschlägiger Ruf voraus. Ein Faktum, das Bayer lange nicht wahrhaben wollte. Zu sehr wurde der Blick auf Finanzdaten und wirtschaftliche Potenziale eingeengt. Das größte Risiko, das Bayer 2016 ausmachte, war die Frage, ob Glyphosat in der EU wieder zugelassen werde. "Wir haben ein Unternehmen übernommen, bei dem wir keinen Zweifel haben, dass es auch unter ethischen Gesichtspunkten gut geführt wurde", hatte Bayer-CEO Werner Baumann Ende 2018 noch im Brustton der Überzeugung im Interview dieser Zeitung gesagt. Nun geht es um den Verstoß gegen ethische Grundsätze.
Zumindest aber hat Bayer mit dem neuen Cheflobbyisten Matthias Berninger einen guten Fang gemacht. Zum ersten Mal seit der Übernahme von Monsanto, die viele Stakeholder des einst so tadellos beleumundeten Dax-Werts zutiefst erschüttert und enttäuscht hat, hat sich Bayer öffentlich entschuldigt. Unangemessen und inakzeptabel seien die jetzt ans Tageslicht gekommenen Geschäftspraktiken von Monsanto gewesen - unabhängig davon, ob beim Ausspähen gegen Gesetze verstoßen wurde.
Das Geschehene kann dadurch natürlich nicht ungeschehen gemacht werden. Doch steigt Bayer endlich vom hohen Ross und räumt Fehler ein, auch wenn es die von Monsanto sind. Der Auftrag zum Stakeholder-Mapping wurde 2015 erteilt und somit vor den ersten Übernahmegesprächen. Die Verantwortung aber trägt seit vorigem Sommer Bayer, auch daran lässt Berninger keine Zweifel.
Die traurige Wahrheit ist: Bayer hat sich mit Monsanto nicht nur ein milliardenschweres Rechtsrisiko, sondern auch ein gehöriges Reputationsrisiko eingekauft.
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