21.11.2016 22:52:40
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Börsen-Zeitung: Ohne Gestaltungswillen, Kommentar zur Kanzlerkandidatin von Claus Döring
Ein besseres Timing für ihre Entscheidung hätte Merkel nicht finden können. National hat sich der Unmut über ihre Flüchtlingspolitik mit dem abschwellenden Asylbewerberzustrom wieder gelegt, auch wenn ihre Popularitätswerte noch nicht wieder frühere Höhen erreichen. International gilt sie nach dem Wahlsieg Trumps und angesichts von Putins Großmachtspielen sowie Großbritanniens Wackelkurs als Inbegriff von Stabilität und Zuverlässigkeit, ja als eine der letzten Verfechter einer freiheitlichen Weltordnung. So sehen das vor allem die Kommentatoren im Ausland. Wenn die Welt in Auflösung scheint, hält man am Bekannten fest.
Weniger Wohlmeinende nennen es Stagnation. Da Deutschland wirtschaftlich relativ gut dasteht und immer noch von den Erfolgen der Agenda-2010-Politik des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder zehrt, ist das Verharren auf dem Status quo auch für viele Deutsche nicht die schlechteste Perspektive. Aber kann sich Deutschland noch vier Jahre "Weiter so" leisten? Kaum ein Politiker führt so oft den Begriff Soziale Marktwirtschaft im Mund wie die Bundeskanzlerin. Doch von mehr Eigenverantwortung und Veränderung ist in den bisher elf Merkel-Regierungsjahren wenig zu spüren gewesen. Reformstau heißt das Markenzeichen ihrer Regentschaft.
Die Welt verändert sich rasant, politisch und ökonomisch. Das bietet Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen. Es ist nicht zu erwarten, dass Merkel in einer vierten Amtszeit all das nachholt, was sie in zwölf Jahren vorher versäumt hat. Neue Köpfe braucht das Land.
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