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06.07.2016 22:52:37

Börsen-Zeitung: Klagen auf hohem Niveau, Kommentar zu Volks- und Raiffeisenbanken von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Die Klage ist der Gruß (auch) der Kreditgenossen. Aber sie klagen, was die Ertragslage und die Kapitalausstattung der Gruppe angeht, nicht von ungefähr eher leise, und sie tun es auf ziemlich hohem Niveau. Daran ändern auch die überschaubare, im Wesentlichen auf vielfach zufällige Bewertungseffekte zurückzuführende Gewinneinbuße 2015 und der für dieses Jahr erwartete weitere leichte Ergebnisrückgang wenig.

Allzu viele Bankengruppen mit einem Gewinn von 7 Mrd. Euro nach Steuern und einem erneut deutlich ausgeweiteten Eigenkapital von jetzt 93 Mrd. Euro wird man auf dem Kontinent nämlich nicht finden. Schon gar nicht hierzulande. Die Deutsche Bank schrieb etwa das gleiche Ergebnis - in rot. Von der Sparkassen-Finanzgruppe gibt es kein konsolidiertes Zahlenwerk. Ein Beispiel aus Europa: Die französische BNP Paribas, einer der hier führenden Geldkonzerne, nach der Beschäftigtenzahl (189000) etwa gleich groß wie der Verbund der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, hat im vorigen Jahr unterm Strich 6,7 Mrd. Euro verdient, bei ähnlich hohem Eigenkapital, aber einer um mehr als 70% längeren Bilanz von 2 Bill. Euro.

Insofern haben die Kreditgenossen also wenig zu meckern, zumal dank ihres kontinuierlichen Wachstums im Kundengeschäft der Zinsüberschuss auf sehr hohem Niveau gehalten wurde und das Provisionsergebnis spürbar ausgebaut werden konnte. Das alles trotz Niedrigzinsen, trotz Margendrucks, trotz beinharten Wettbewerbs. Grund zur Klage gibt es indes an anderen Stellen, und da sind teilweise auf Dauer auch weitere Rückwirkungen auf die Ertragslage vorstellbar. Zum einen werden sich die Folgen der bizarren Geldpolitik der EZB nicht unbegrenzt durch Wachstum und Einschnitte auf der Kostenseite kompensieren lassen. Dies umso weniger, wenn Negativzinsen und Marktverzerrungen durch Anleihenkäufe die Europaverdrossenheit auch auf dem Kontinent weiter schüren und für Investitions- und Kaufzurückhaltung sorgen. Die Effekte kommen dann verstärkt in den Erfolgsrechnungen der Banken an.

Zum anderen scheint es die EU-Kommission trotz - oder womöglich gerade wegen - des Brexit-Votums nicht lassen zu können und zu wollen, weitere Kompetenzen von der nationalen auf die europäische Ebene zu verlagern. Hinzu kommt, dass Brüssel versucht, internationale Regulierungen, die ursprünglich auf systemrelevante Adressen zielten, durch die Hintertür auch für kleinere Institute einzuführen - Beispiel: Verlustabsorptionsfähigkeit (TLAC). Hier ist die Klage ganz zu Recht der Gruß der Kreditgenossen.

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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion

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