11.12.2018 22:23:42
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Börsen-Zeitung: Einer tanzt noch / Kommentar zur Lage im deutschen Maschinenbau von Daniel Schauber
Drohende Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China, Gefahr eines ungeordneten Brexits, Sanktionen gegen Russland, Furcht vorm Wiederaufflammen der Euro-Krise wegen der Verschuldung Italiens: Ist Deutschlands Heavy-Metal-Branche, die alte Tante der Industrie, etwa taub? Carl Martin Welcker, Präsident der Maschinenbaulobby VDMA, kennt die Risiken und redet sie auch nicht klein. Doch die Jahresprognose, die ein reales Produktionsplus für 2018 von stolzen 5% auf 228 Mrd. Euro vorsieht, lässt er unangetastet. Auch für 2019 bleibt die Branche mit einem erwarteten Produktionsplus von 2% so optimistisch wie zuvor. Dabei hängt kaum eine Branche so sehr vom Export ab wie der Maschinenbau. Drei von vier Maschinen werden ins Ausland verkauft.
In der Tat gibt es gute Gründe für die ungebrochene Zuversicht. Die Branche ist spätzyklisch und jubelt traditionell noch, wenn andernorts schon Heulen und Zähneklappern zu hören sind. Die Aufträge in den Büchern reichen noch neun Monate vor. Damit ist, falls keine Stornierungswelle kommt, das Geschäft schon praktisch für das komplette neue Jahr in trockenen Tüchern.
Deshalb sind die aktuell größten Sorgen der Branche nicht plötzliche Nachfrageeinbrüche. Hohe Rohstoffkosten, Fachkräftemangel, fehlende Kugellager: Das waren typische Gründe, wenn börsennotierte Maschinenbauer zuletzt die Erwartungen dämpfen mussten, wie der Gabelstaplerbauer Jungheinrich, der Druckmaschinenproduzent Koenig & Bauer oder der Getränkeabfüllanlagenspezialist Krones. Solche Luxusprobleme hätten andere Unternehmen gern.
Klar ist allerdings auch, dass der Maschinenbau nicht allein weiterboomen wird, auch wenn die Branche selbst ihr größter Kunde ist. Zum Tanzen gehören zwei. Vor allem einer schwachen Autokonjunktur werden sich die Hersteller von Pressen, Lackieranlagen und Robotern nicht entziehen können. Untrügliches Vorzeichen dafür war die Gewinnwarnung des Roboterbauers Kuka im Oktober. Sie wurde nicht mit Fachkräftemangel begründet, sondern mit der schwachen Autokonjunktur.
(Börsen-Zeitung, 12.12.2018)
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