Frankfurt (ots) - Die verbale Intervention hat es in sich gehabt:
Um gute 2 US-Cent auf 1,3369
Dollar rauschte der Euro nach der
Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) nach unten.
Notenbankchef Mario Draghi brach mit der vermeintlich noblen
Tradition seiner Institution, Wechselkursentwicklungen nicht zu
kommentieren. Ausdrücklich äußerte sich Europas oberster
Währungshüter zu den Risiken des starken Euro: "Der
Wechselkurs ist
kein geldpolitisches Ziel, aber wichtig für Wachstum und
Preisstabilität." Sicherlich ist ein Teil der aktuellen Euro-Stärke
auf das wiedererlangte Vertrauen in die Währungsunion zurückzuführen
und hat mit Kapitalrückflüssen nach Euroland eine fundamentale Basis.
Aber eben nur zum Teil. Der Rest geht auf die internationale
Gemengelage zurück. Japan verfolgt mit den "Abenomics", wie der
geldpolitische Kurs von Premier Shinzo Abe genannt wird, eine höchst
aktive Schwächung seiner Währung, mit willkommenen Effekten für die
Exportindustrie. Die USA sind über den berühmten "benign neglect"
(übersetzt etwa: wohlwollende Nachlässigkeit) mit einem schwachen
Dollar zufrieden, und China hält, obschon Wirtschaftsgroßmacht, den
Yuan ohnehin an der kurzen Leine. Nur die Eurozone hatte bislang
nichts unternommen, um ihre
Währung auf wettbewerbsverträglichen
Niveaus zu halten. "Der Euro wird in solch einem Umfeld nach oben
gequetscht", fasste es ein Währungsstratege zusammen, der hierbei
Parallelen zum Euro-Höhenflug 2007 sah. In dieser Lage als
Zentralbank nichts zu unternehmen, wäre zwar mit Blick auf die
internationalen Vereinbarungen zur Währungspolitik höchst vornehm,
aber auch grenzenlos naiv gewesen. Mit Draghis Intervention wissen
Marktteilnehmer, dass sie nicht mehr risikolos auf einen steigenden
Euro setzen können. Auch im Tokioter Finanzdistrikt Kabutocho, wo
Japans Zentralbank ihren Sitz hat, dürften seine Worte Gehör gefunden
haben.
Idealerweise bleibt es bei diesem einen "Warnschuss". Doch das
Risiko von ruinösen Abwertungswettläufen hat nun zugenommen. Gewinnen
kann auf lange Sicht niemand, durch die erhöhte Volatilität der
Wechselkurse zahlen aber alle drauf. Beim G20-Gipfel Mitte Februar
dürfte die internationale Währungspolitik großen Raum einnehmen.
Euroland hat bislang keine Tradition der "Devisendiplomatie" hinter
geschlossenen Türen, die beispielsweise die USA und China meisterhaft
beherrschen. Die Währungsunion wird gut daran tun, nun auch dort ihre
Interessen zu verteidigen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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