17.07.2015 22:52:37
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Börsen-Zeitung: Die Angst entweicht, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn
Bemerkenswert ist aber insbesondere die Entwicklung der Volatilitätsindizes, die als Angstindikatoren interpretierbar sind. Sie sind in der abgelaufenen Woche drastisch zurückgegangen. So sackte der VDax New, der am 3. Juli ein Hoch von 32,05 erreicht hatte, am Freitag bis auf 18,24 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit dem 15. April ab, womit er innerhalb von zehn Handelstagen um bis zu 43% eingebrochen war. Sein amerikanisches Gegenstück Vix büßte in nur fünf Tagen knapp 40% ein, laut Bloomberg die stärkste Abwärtsbewegung dieses Volatilitätsindex seit Beginn seiner Berechnung vor einem Vierteljahrhundert.
Positiver Saisonstart
Dass die Angst aus den Märkten entweicht, ist aber nicht nur dem Griechenland-Drama zuzuschreiben. Auch die Stabilisierung am eingestürzten chinesischen Aktienmarkt trug zu der Beruhigung bei. In Europa kommt hinzu, dass der Euro trotz des Griechenlandskompromisses deutlich nachgab. Das stützt den Markt zusätzlich, weil damit die Entwicklung der Unternehmensergebnisse gestützt wird. Von dieser Seite, die nun mit der herannahenden ersten Leitzinserhöhung der Fed beginnt, Griechenland als dominierenden Einflussfaktor abzulösen, gingen bislang insgesamt positive Impulse für die Aktienmärkte aus.
Aufgrund der Angst vor einem Grexit und Sorgen über das Wachstum Chinas - so die Commerzbank - habe der Dax seit Mitte April schmerzhafte Rückschläge erlitten. Der Ergebnistrend der Dax-Unternehmen habe dagegen stark von der Abwertung des Euro zum Dollar und zum chinesischen Renminbi um 20% profitiert. Im zurückliegenden Quartal hätten Analysten ihre Prognosen für die Ergebnisse je Aktie in diesem Jahr für 21 der 30 Dax-Gesellschaften nach oben revidiert. Innerhalb des MDAX hätten 29 von 50 Unternehmen positive Ergebnisrevisionen gehabt. Derzeit liegt die Konsensschätzung für den aggregierten Gewinn je Aktie des Dax bei rund 800, nachdem sie Ende 2014 noch knapp 780 Indexpunkte betragen hat. Die Commerzbank glaubt, dass der schwache Euro in den kommenden Wochen für weitere positive Veränderungen der Ergebnisprognosen sorgen wird, auch wenn die Dax-Unternehmen mit Analysten verstärkt über die negativen Auswirkungen des sich verlangsamenden chinesischen Wachstums sprechen sollten.
Die BayernLB glaubt zwar, dass die Wahrscheinlichkeit eines Grexit unverändert hoch ist und das Griechenland-Thema wieder für Unruhe am Aktienmarkt sorgen wird. Trendbestimmend werde dies an den Aktienmärkten auf Sicht der nächsten Monate jedoch wohl nicht werden. Solange die Ansteckungseffekte auf die übrige Euro-Peripherie begrenzt bleiben, wofür wahrscheinlich die EZB sorgen werde, würden die negative Effekte an den Aktienmärkten auch im Grexit-Fall voraussichtlich moderat ausfallen. "Dieser Erwartung liegt unsere Annahme zugrunde, dass die sonstigen entscheidenden marktrelevanten Faktoren - Geldpolitik, Konjunktur, Unternehmensgewinne - insgesamt unterstützend wirken". Als positiv wertet die Bank auch die Tatsache, dass die Fonds laut der globalen Umfrage von Bank of America Merrill Lynch ihre Liquiditätsbestände deutlich erhöht haben.
Auch die Landesbank-Baden-Württemberg glaubt, dass nun der Griechenlandfaktor als Treiber der Aktienmärkte an Kraft verlieren wird. "Auch wenn die nach wie vor schwierige Situation rund um Hellas weiterhin für hohe Volatilität sorgen dürfte, gehen wir davon aus, dass nun fundamentale Faktoren wieder stärker in den Fokus rücken und als Impulsgeber fungieren werden". Dazu zähle die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2015, die weitere Gewinnverbesserungen erwarten lasse. Außerdem sei der Dax mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 13 inzwischen wieder etwas günstiger als im historischen Median-Vergleich. Auch die Dividendenrendite, die weit über dem Renditeniveau von Bundesanleihen liege, spreche für ein Engagement in Aktien.
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