13.10.2017 22:47:56
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Börsen-Zeitung: Dax-Ampeln auf Grün, Marktkommentar von Werner Rüppel
Die Gewinne klettern
Doch analysieren wir der Reihe nach. Die deutsche und die europäische Wirtschaft entwickeln sich positiv, und die Weltwirtschaft erlebt - man möchte sagen: endlich wieder - einen synchronisierten Aufschwung. Vor diesem Hintergrund steigen weltweit die Unternehmensgewinne, und es ist auch von deutlichen Ertragssteigerungen der im Dax vertretenen Gesellschaften auszugehen. Nun beginnt in den USA und hierzulande die Berichterstattung über das dritte Quartal. Nach Meinung von Ingo Mainert, Chief Investment Officer (CIO) Multi Asset Europe bei Allianz Global Investors (AGI), ist dabei mit positiven Zahlen zu rechnen, so dass die anstehenden Gewinnausweise die Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt unterfüttern sollten.
Doch ist der Dax nicht bereits allzu hoch bewertet? Eine grobe Faustregel besagt, dass Märkte ab einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 20 teuer sind. Nun beträgt das Dax-KGV nach den Berechnungen der DZ Bank 14,2 für 2017 und 13,3 für 2018. Somit liegt das Dax-KGV, wie die LBBW ausführt, etwas höher als sein historischer Median von 13,2. Wobei in diesem Zusammenhang noch die Nullzinspolitik der EZB berücksichtigt werden muss. In dem Neuland, in dem wir uns immer noch bewegen, erscheint der Dax jedenfalls nicht teuer. Die LBBW stellt fest: "Angesichts der im historischen Vergleich wohl auch künftig niedrig bleibenden Anleiherenditen dürften sogar noch deutlich höhere KGV-Niveaus zu rechtfertigen sein."
Der marktbreite US-Index S&P 500 weist übrigens nach den Berechnungen der DZ Bank ein KGV von 19,5 für 2017 und von 17,5 für 2018 auf. Im Vergleich zu den USA ist also der deutsche wie übrigens auch der japanische Aktienmarkt relativ günstig bewertet. Für den Dax sprechen auch die Dividenden. Denn gerade bei extrem niedrigen Zinsen sind Ausschüttungen für Anleger attraktiv. Für 2017 liegt die erwartete Ausschüttungsrendite für den Dax bei 2,9%, stellt Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank fest. Damit beträgt der Renditeaufschlag im Vergleich zum Anleihesegment üppige 210 Basispunkte.
Nun könnte natürlich eine wesentliche geldpolitische Straffung durch die EZB oder die Fed den Dax belasten. Danach schaut es aber derzeit nicht aus. Vielmehr beginnt insbesondere die EZB nur sehr vorsichtig, ihre Geldpolitik wieder zu normalisieren. Auch eine weitere Befestigung des Euro gegenüber dem Dollar, die in den vergangenen Monaten zwischenzeitlich den exportorientierten Dax belastete, steht kaum zu erwarten. Nicht zuletzt stützen wachsende Zinsdifferenzen die US-Valuta. Insgesamt stellt sich also aktuell eine positive Grundtendenz für den Dax ein. Laut AGI-CIO Mainert hat das "Goldilocks"-Szenario zunächst Bestand, und Anleger sollten den Zyklus "ausreizen".
Oftmals wenig beachtet werden markttechnische Faktoren, die dem Dax nun zu einem kräftigen Anstieg verhelfen könnten. So verfolgt das deutsche Börsenbarometer im Jahresverlauf ein ausgeprägtes saisonales Muster, und ab Oktober beginnt für den Dax im langjährigen Durchschnitt eine ausgesprochen gute Zeit. "Bei einer positiven Grundtendenz sind die Chancen auf einen deutlichen Anstieg ab Spätherbst besser als in den Sommermonaten", erläutert Manfred Hübner von Sentix. Darüber hinaus hat er ermittelt, dass das Grundvertrauen der Anleger in Aktien hoch, ihr Investitionsgrad aber nur durchschnittlich ist. Somit stehe ein weiterer Positionsaufbau zu erwarten.
Risiken? Gibt es natürlich genügend, wie vor allem politische Krisen. Mainert von der AGI erwartet zum Beispiel, dass Unsicherheiten vor der italienischen Parlamentswahl im Frühjahr 2018 Europas Aktienmärkte belasten werden. Vorerst scheinen aber alle Dax-Ampeln auf Grün zu stehen. So rät auch die AGI: "Gewinne laufen lassen."
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