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07.05.2010 12:48:12

BÖRSEN-AUSBLICK/Ein rasches Ende der Krise ist nicht in Sicht

Von Benjamin Krieger Dow Jones NEWSWIRES Unsicherheit ist Gift für die Finanzmärkte. Diese alte Börsenweisheit bewahrheitete sich einmal mehr am Donnerstag, und zwar auf eindrucksvolle Weise: Im späten US-Aktienhandel brach der Dow-Jones-Index in nur fünf Minuten um fast 600 Punkte oder fast 6% ein. Von "heftigen Computer-gesteuerten Verkäufen", sprach ein Marktstratege. Nur 15 Minuten später hatte sich der Index schon wieder um 7% oder rund 700 Punkte von seinem Tagestief erholt.

   US-Schwergewichte wie Procter & Gamble oder die Aktien des Mischkonzerns 3M brachen in diesen Turbulenzen sogar um mehr als 20% ein - um sich anschließend ebenso rasant wieder zu erholen. Händler versuchten Begründungen für die schweren Verwerfungen nachzuliefern. Von "Miss-Trades" und "irregulären Dingen" war die Rede. Die Aussetzung des Handels mit Aktien an der New York Stock Exchange wegen der hohen Volatilitäten habe den Verkaufsdruck an anderen elektronischen Trading-Plattformen nur noch verstärkt.

   Was immer auch die Gründe für die Turbulenzen an Wall Street waren - die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone dürfte als zentraler Grund für die jüngsten Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten akzeptiert sein. Investoren versuchen Anlagerisiken zu verringern wo immer und wie immer sie nur können. "Cash is King" macht als geflügeltes Börsenwort wie so oft in krisenhaften Phasen die Runde.

   Die Zuflucht in sichere Häfen trieb den Bund-Future am Donnerstag auf ein noch nie erreichtes Hoch. Die Zinsen fallen im Umkehrschluss ins Bodenlose. Von der Aussicht auf Zinserhöhungen in diesem Jahr haben sich die Märkte endgültig verabschiedet, und das trotz einer beeindruckenden konjunkturellen Erholung. Risikoprämien auf Staatsanleihen Spaniens und Portugals, die ebenfalls als Wackelkandidaten gelten, schießen in bislang noch nie gesehene Höhen. Vom Euro, für den einige Investoren keine Zukunft mehr sehen, verabschiedet man sich.

   Binsenweisheit ist mittlerweile, dass diese Krise nur politisch gelöst werden kann. Und genau hier liegen die Probleme, jedenfalls aus Sicht der Finanzmärkte: "Die Erfahrungen mit Griechenland zeigen, dass die Regierungen der Euro-Länder es eben nicht schaffen, im Krisenfall schnell und entschlossen zu handeln", meint Matthias Thiel, Aktienstratege bei M.M. Warburg.

   Vitale Interessen der Währungsunion würden im Zweifelsfall kurzfristigen wahltaktischen Überlegungen geopfert. Thiel spielt damit auf die politische Diskussion in Deutschland um das Rettungspaket für Griechenland vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an. Und je mehr Hilfspakete für ökonomisch "schwache", hochverschuldete Staaten der Eurozone drohten, desto schärfer dürfte nach Meinung von Thiel die Diskussion um die Vorteile einer Euro-Mitgliedschaft auch in den "starken" Mitgliedstaaten werden.

   Für eine Stabilisierung des Euro müssten glaubwürdige Sanktionsmöglichkeiten gegen notorische Haushaltssünder geschaffen werden. Zusätzlich müssten die "Schwachen" in der Eurozone längerfristig schmerzhafte Einschnitte hinnehmen und die "Starken" zu Subventionen für die "Schwachen" bereit sein. Ein solcher Ausgleichsmechanismus fehle bislang in der Währungsunion. Die Marktakteure bezweifelten jedoch, dass die Währungsunion hierfür die Kraft aufbringt.

   Solange das Rettungspaket für Griechenland nicht endgültig auf den Weg gebracht ist und ein Überspringen der Vertrauenskrise auf Spanien, Portugal und Irland ausgeschlossen werden kann, drohen Thiel zufolge am Aktienmarkt weitere Kursrückschläge. "Erst wenn die Risiken einer systemischen Vertrauenskrise gebannt sind, erscheint aus heutiger Sicht eine erneute Anhebung der Aktienquote sinnvoll."

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   May 07, 2010 06:17 ET (10:17 GMT)

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