12.12.2014 17:02:51

Börse Frankfurt-News: Wird das Kapitel T-Aktie nun geschlossen? (Peeters)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. Dezember. Peeters diskutiert die Auswirkungen der T-Aktie auf die deutsche Anlegerpsyche.

Es ist kaum zu glauben. Auch nach nunmehr fast 15 Jahren ist das juristische Nachspiel zum sogenannten dritten Börsengang der Deutschen Telekom (genau genommen eine Umplatzierung von Aktien der bereits seit Jahren an der Börse notierten Gesellschaft) noch nicht abgeschlossen. Nach dem nun gesprochenen Urteil des Bundesgerichtshofs, dem BGH, war der Prospekt für die damalige Transaktion tatsächlich schwerwiegend fehlerhaft, so dass nun zahlreiche Anleger auf Entschädigung hoffen, nachdem das BGH den Fall nun zurück an das Oberlandesgericht Frankfurt verwiesen hat.

Auch wenn der nach der Platzierung eingesetzte Kurssturz sicherlich auch viel mit dem Börsenumfeld und den bis dato vorliegenden, sehr hohen Bewertungen in dem Sektor zu tun hat: Die Falschangaben über den vermeintlichen Verkauf der US-Tochter Sprint, die vereinfacht gesprochen nur in eine andere Konzerneinheit eingebracht wurde, sind schon auf Grund der immensen Beträge, um die es hier geht, nachvollziehbar gravierend. So gesehen hoffen die mehr als 16.000 Anleger, die den Konzern um insgesamt rund 80 Millionen Euro Schadenersatz belangen wollen.

Aber wie es am wirklichen Ende ausgeht, haben Juristen zu entscheiden. Börsianer hingegen beobachten das weiterhin bemerkenswerte Verhältnis zwischen Privatanlegern und dem Kapitalmarkt im Allgemeinen sowie der Telekom-Aktie im Besonderen mit Interesse. Denn dass es nun auch viele Jahre nach der Platzierung noch so ein Aufheben gibt, liegt auch am seinerzeitigen, nie wieder gesehenen Interesse von mitunter unerfahrenen Privatanlegern für den Dividendentitel.

Unterstützt von einer genau auf dieses Klientel fokussierten Werbekampagne mit dem bekannten Schauspieler Manfred Krug gelang es dem ehemaligen Staatsbetrieb wie kaum einem Konzern zuvor in Nachkriegsdeutschland die Massen zu begeistern: Gut zwei Drittel der damaligen Platzierung ging an Privatanleger. Gemessen an heutigen Transaktionen, bei denen Privatanleger maximal einige wenige Prozent einer Zeichnung abnehmen, eine unfassbare Größenordnung.

Diese Enttäuschung, bei der es wie erwähnt eher müßig ist zu diskutieren, was hiervon Marktrisiko, Unternehmensrisiko und was Fehlinformation war, prägt noch heute die hohe Abstinenz der Deutschen vom Aktienmarkt, was nicht nur auf Grund der guten Entwicklungen des Aktienmarkt in den vergangenen Jahren, aber auch in Hinsicht auf künftige Perspektiven ebenso bemerkenswert wie fahrlässig ist.

Denn vor dem Hintergrund von wirklich gravierend schlechten Perspektiven auf dem Anleihenmarkt, wo auch risikoreichere Konzerne nur noch Minizinsen bieten (müssen), sollten Anleger Dividendenpapiere zumindest mal nicht ausschließen. Diese Einsicht wird sich über kurz oder lang weiter ausbreiten, was auch dem Aktienmarkt in Zukunft eine gewisse Perspektive verschafft.

Vielleicht kann das nahende Ende des Endlos-Prozesses um die damals so genannte T-Aktie dazu beitragen, dass Anleger einen neuen Versuch wagen, zumal ja bereits eine neue Generation potenzieller Anleger gereift ist. Denn eine ewige Abstinenz von Privatanlegern auf dem Aktienmarkt nimmt bei Lichte betrachtet beiden Seiten Chancen.

von Roger Peeters, Close Brothers Seydler Research AG

© 12. Dezember 2014

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der "Platow Börse" und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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