10.02.2017 19:01:41
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Börse Frankfurt-News: Sicherheitsbedürfnis steigt (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. Februar 2017. Weg von den Trumpschen Tiraden oder zinspolitischen Erwägungen der USA hin zu heimischen politischen Unwägbarkeiten scheint die Devise vieler Anleger in dieser Woche. "Hierbei werfen die Wahlen in diversen Eurostaaten, die fehlende Kapitaldecke vieler europäischer Banken, die griechische Tragödie, der Brexit und ein möglicher "Frexit" dunkle Schatten auf die Staatengemeinschaft", fasst Klaus Stopp von der Baader Bank die möglichen Stolpersteine zusammen.
Bundesanleihen als sicherer Hafen waren vor diesem Hintergrund stärker gefragt, wie Arthur Brunner von der ICF Bank nachvollzieht. Seit Montag stieg der Euro-Bund-Future von 162 auf rund 164 Prozent. "Damit bieten zehnjährige Bundesanleihen gegenwärtig eine Rendite in Höhe von 0,32 Prozent."
Griechenlandfrage noch nicht in trockenen Tüchern
Gegenüber gleichlaufenden Bonds anderer europäischer Staaten hat sich der Rendite-Spread teilweise deutlich ausgeweitet. "Mittlerweile normalisierten sich die Risikoaufschläge für italienische, spanische und portugiesische Staatsanleihen aber wieder." Dem gegenüber befänden sich griechische Bonds weiterhin unter Druck. Als Beispiel nennt Brunner zweijährige Staatspapiere aus Athen, die aktuell auf einen Ertrag von etwa 9,5 Prozent kämen. "Zwischenzeitlich lag die Rendite über 10 Prozent." Trotz verabschiedeter Schuldenerleichterung durch die Eurostaaten sei die Kuh in Griechenland noch nicht vom Eis. "Die Diskussionen, ob der Internationale Währungsfonds (IWF) sich weiterhin an den Hilfen beteiligen wird, gehen jetzt in die heiße Phase."
Kompromiss in Sicht
Beide Parteien bewegen sich im Streit um das dritte Rettungspaket für Athen etwas aufeinander zu, wie Stopp registriert. Der IWF sei zwar nach wie vor der Ansicht, dass sich Griechenland ohne größere Schuldenentlastung aus eigener Kraft nicht wieder berappeln könne. Scheinbar trage die Sturheit von Wolfgang Schäuble aber Früchte. Der Bundesfinanzminister habe die komplette Beendigung der Hilfen ins Spiel gebracht, falls der IWF ganz aussteige. Inzwischen könne sich der Fonds vorstellen, unter bestimmten Voraussetzungen statt 1,5 Prozent einen Überschuss von 3,5 Prozent für eine begrenzte Zeit als nachhaltig zu betrachten. Die jetzige Annäherung wertet Stopp als Signal für eine IWF-Beteiligung am dritten Rettungspaket für Griechenland. "Man muss es nur noch gesichtswahrend formulieren."
Festgelegte Steuern eintreiben
Eine Erhöhung der Steuereinnahmen könne helfen. "Noch immer zahlen 60 Prozent der griechischen Haushalte keine Einkommensteuer." Griechenland tue sich immer noch schwer, eine funktionierende Steuerfahndung zu etablieren und das Eintreiben bereits festgestellter Steuerschulden zu optimieren. Hier sähen einige der IWF-Direktoren die Möglichkeit, den höheren Haushaltsüberschuss zu erzielen. Darüber hinaus gehe es darum, faule Kredite bei den Banken massiv zu reduzieren, um wieder mehr Geld an Unternehmen verleihen zu können. Griechenlands Schulden hatten 2016 laut IWF 183 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreicht. Die Maastricht-Verträge der EU erlaubten 60 Prozent.
Anleger vertrauen Fresenius
Den Handel mit Unternehmensanleihen beschreibt Brunner als ansehnlich. Reges Interesse verbucht der Händler an einem bis Januar 2034 laufenden Bond von Fresenius (WKN A19B3J) mit einem Kupon von 3,0 Prozent. Mittlerweile kostet das im Januar emittierte Papier des Pharmakonzerns 103 Prozent.
Rege in beide Richtungen gehe es mit dem Kurs einer im September fälligen, mit 7,5 Prozent verzinste Travel24-Anleihe (WKN A1PGRG). Investoren setzten zunehmend auf eine fristgerechte Rückzahlung. Gleichzeitig streichen Anleger ihre durchaus ansehnlichen Gewinne glatt, wie Brunner vermutet. Nach dem Tief bei 7,2 Prozent im Juli 2016 kostet der Wert mittlerweile 75 Prozent.
Kombination von Apple und US-Dollar überzeugt
Die wieder lauter werdende Diskussion rund um die Haltbarkeit der Währungsunion macht Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank mitverantwortlich für den regen Zuspruch für eine in dieser Woche emittierte, in US-Dollar geführte Apple Anleihe (WKN A19C0K). Die US-Technologieschmiede hat erfolgreich 1,5 Milliarden Euro vom Kapitalmarkt eingesammelt und bietet Anlegern bis Februar 2022 jährlich 2,5 Prozent Zinsen.
Anleihen bleiben erste Wahl
Der Jahresauftakt für Neuemissionen kann sich sowohl in Europa als auch den USA sehen lassen. "Noch nie zuvor wurden in einem Monat so viele Bonds emittiert wie im Januar 2017", weiß Stopp. Die Statistik komme auf ein Emissionsvolumen von 530,84 Milliarden US-Dollar, was den bisherigen Rekord von 501,59 Milliarden US-Dollar vom Januar 2013 deutlich übertreffe. Der Euroraum erreiche mit neuen Bonds im Volumen von rund 30 Milliarden Euro den zweitstärksten Monat nach 50 Milliarden Euro im Januar 2009.
von: Iris Merker
10. Februar 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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