27.04.2024 09:13:38

Börse Frankfurt-News: "Sehr kurze und sehr lange Laufzeiten gefragt" (Anleihen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die weltweiten Renditen sind diese Woche abermals gestiegen. Auslöser ist vor allem die nun erst später erwartete Leitzinssenkung in den USA. Viele Anleihen sind beliebt, etwa von Sixt, Eon und Symrise.

26. April 2024. Die längerfristigen Renditen haben diese Woche neue Jahreshochs erreicht. Denn in den USA rücken Zinssenkungen zunehmend in die Ferne. "Es wird immer unwahrscheinlicher, dass die Fed die Zinsen dieses Jahr überhaupt noch senkt", bemerkt Arthur Brunner, der für die ICF Bank Anleihen handelt. Für die Eurozone wird zwar mit einer ersten Zinskürzung im Juni gerechnet, nach schnellen weiteren Senkungen sieht es aber nicht aus.

Aus den USA kamen diese Woche widersprüchliche Signale: Das US-Wirtschaftswachstum fiel im ersten Quartal niedriger aus als erwartet, was für eine Leitzinssenkung spräche. Der von US-Notenbank stark beachtete BIP-Preisdeflator wies aber eine wieder höhere Teuerung im ersten Quartal auf. Eine Zinssenkung wäre demnach verfrüht. "Marktteilnehmer sehen sich daher in ihrer Einschätzung bestätigt, wonach es die Fed mit der ersten Zinssenkung wohl nicht eilig hat", kommentiert Analyst Ralf Umlauf von der Helaba.

Warten auf den Mittwoch: Wie äußert sich Powell?

Für die am kommenden Mittwoch anstehende US-Notenbanksitzung rechnet er mit keinem Zinsschritt. "Eine Veränderung der Geldpolitik ist unwahrscheinlich, wichtig wird aber sein, wie das Statement ausfällt und wie sich Fed-Chef Powell des Themas Zinssenkung annimmt", meint Umlauf. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen liegen aktuell bei 4,69 Prozent, das ist der höchste Stand seit Ende Oktober.

Für die Eurozone hat sich die Erwartung einer ersten Leitzinssenkung am 6. Juni verfestigt. Zunehmend fraglich ist allerdings, ob es danach schnell weiter nach unten gehen wird. Daher kletterte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von knapp 2,5 Prozent vor einer Woche auf in der Spitze 2,64 Prozent am gestrigen Donnerstag - der höchste Stand seit November. Am Freitagmorgen sind es immer noch 2,60 Prozent.

"Das hohe Zinsniveau sichern"

Brunner zufolge sind US-Dollar-Anleihen gefragt, in Erwartung eines stabilen beziehungsweise starken US-Dollars aufgrund der längerfristig hohen Zinsen. "Anleger sichern sich das hohe Zinsniveau mit sehr kurzen, aber auch sehr langen Laufzeiten", berichtet Tim Oechsner von der Steubing AG. Gut an komme etwa eine bereits in diesem Juli fällige US-Staatsanleihe (US9128282N91), aber auch extremen Langläufer mit Fälligkeit 2053 (US912810TT51).

Ebenfalls gefragt: italienischen Anleihen, etwa 2044 (IT0004923998) oder 2029 (IT0001278511) fällige, wie Ochsner feststellt. Auch Brunner sieht großes Interesse an italienischen Langläufern, beispielsweise bis 2053 laufende (IT0005534141).

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank registriert außerdem Kaufinteresse an einer 2027 fälligen Anleihe der European Investment Bank EIB in mexikanischen Peso mit 8 Prozent-Kupon (XS1547492410). "Die Währung ist seit einigen Wochen sehr schwach, der niedrige Kurs wird offenbar für einen Einstieg genutzt."

"Die üblichen Dauerbrenner", aber auch Mittelstandanleihen

Im Handel mit Unternehmensanleihen sind Daniel zufolge weiter Bonds des Autovermieters Sixt beliebt (DE000A351WB9) sowie der im März emittierte Eon-Langläufer (XS2791960664) und eine Symrise-Anleihe (DE000SYM7720). "Vermutlich stehen die Symrise-Käufe im Zusammenhang mit den gestern veröffentlichten Zahlen des Unternehmens", berichtet Daniel.

"Es sind die üblichen Dauerbrenner", erklärt Oechsner mit Blick auf Papiere von Continental (XS2630117328), Porsche SE (XS2643320109, ), Mercedes (DE000A3LH6T7) und Siemens (DE000A1UDWN5), aber auch eine US-Dollar-Anleihe von Apple (US037833DU14).

Mittelstandsanleihen, auch im Nordic-Bond-Format, haben ebenfalls viele Fans. Brunner zufolge gilt das etwa für die vor einigen Wochen begebene Anleihe des Zulieferers für die Baumaschinen- und Nutzfahrzeugbranche SLR Group mit 11,73 Kupon bis 2027 (NO0013177949).

Weiter rege Nachfrage nach Karlsberg-Neuling

Die neue Anleihe der Karlsberg Brauerei (NO0013168005) war schon in der Zeichnungsphase extrem beliebt. Auch im Handel kommt das Papier gut an. "Direkt nach der Zeichnung ging es nach oben", meldet Daniel. Aktuell wird der fünfjährige Bond mit Kupon von 6 Prozent zu 102,85 Prozent gehandelt.

Aufgrund großer Nachfrage hat die ABO Wind AG das Zielvolumen der neuen Anleihe (DE000A3829F5) in Höhe von 50 Millionen Euro bereits erreicht, wie das Unternehmen meldet. Die Zinsspanne wurde auf 7,5 bis 8 Prozent eingegrenzt, nach zuvor 7 bis 8 Prozent. Der endgültige Zinssatz für den 2029 fälligen Bond soll nach Ende der Angebotsfrist, die noch bis zum 2. Mai gehen soll, festgelegt werden. Das Wiesbadener Unternehmen ist Projektentwickler für Erneuerbare-Energien-Anlagen.

Von Anna-Maria Borse, 26. April 2024 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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