05.04.2017 21:44:54

Börse Frankfurt-News: Risikoaversion statt Höhenflug (Marktstimmung)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zusammenfassung

Kaum waren sie der Short-Squeeze der Vorwoche entronnen - wenn auch vermutlich mit Verlusten - sind viele Anleger wieder ins Bärenlager abgedreht. 13 Prozent der institutionellen Investoren haben ihre DAX-Aktien verkauft, 6 Prozent sind short gegangen. Der Sentiment-Index fällt auf -8 Punkte unter die neutrale Nullgrenze. Von den privaten Anlegern sind "nur" 2 Prozent ausgestiegen, der Bärenanteil ist unverändert geblieben. Der Sentiment-Index dieser Anlegergruppe steht mit +9 Punkten noch im optimistischen Bereich, ist aber vermutlich als relativ negativ zu werten.

Die Schere zwischen der stabilen Kursentwicklung und der pessimistischen Haltung ist somit wieder aufgegangen. Der DAX hat im betrachteten Zeitraum nämlich 60 Punkte zugelegt und kam im Verlauf sehr nahe an sein bisheriges Rekordniveau heran, allerdings ohne es zu reißen.

Für Joachim Goldberg bleibt "das Allzeithoch vom 10. April 2015 derzeit das Maß der Dinge". Zumindest die professionellen Anleger hätten darin bisher wohl den Referenzpunkt für Gewinnmitnahmen gesehen. Für den Markt ein positives Szenario: Nach Ansicht des Verhaltensökonoms sollte eine Bewegung über 12.400 Punkte die Bären in Zugzwang bringen. Nach unten hin sollten Rücksetzer von 2 bis 3 Prozent des heutigen Stands Unterstützung durch Gewinnmitnahmen eben dieser Bären bieten - "per Saldo mehr Aufwärtspotential für den DAX."

5. April 2017. Ein deutlicher Zuwachs bei den Pessimisten trotz konstanter Preise zeugt von einer skeptischen Grundhaltung, solange das alte Rekordhoch ungebrochen bleibt. Was aber Goldberg zufolge eine gute Ausgangssituation für Optimisten bedeutet.

Es scheinen derzeit die institutionellen Anleger zu sein, die, statt an einen neuen Höhenflug des DAX und an neue Allzeithochs zu glauben, durch eine gewisse Kurzatmigkeit auffallen. Denn die Stimmung dieser normalerweise mittelfristig orientierten Akteure hat sich noch einmal deutlich verändert. Dies zeigt sich am Börse Frankfurt Sentiment-Index, dessen Rückgang um 19 Punkte auf einen Stand von -8 Punkten abermals recht deutlich und in Gegenrichtung zur Vorwoche ausgefallen ist. Dabei verteilen sich die jüngsten Abgänge im Bullenlager dieses Mal jedoch recht gleichmäßig auf Pessimisten und nunmehr neutral eingestellte Akteure. Mit anderen Worten: Rund die Hälfte der abgewanderten Marktteilnehmer versucht offenbar, ihre Performance durch recht kurzfristige Transaktionen und schnelle Positionswechsel um 180 Grad aufzubessern, während die andere Hälfte der Wechselwilligen erst einmal abzuwarten scheint.

Man könnte die abermalige Zurückhaltung der in der Vorwoche plötzlich in großer Zahl aufgetauchten Optimisten natürlich mit den jüngsten Unwägbarkeiten in Zusammenhang bringen, die etwa das chinesisch-amerikanische Gipfeltreffen vor allem hinsichtlich der von beiden Seiten umstrittenen Handelspolitik mit sich bringen könnte. Oder mit den unklaren Perspektiven für die wirtschaftspolitischen Vorhaben von US-Präsident Donald Trump. Auf der anderen Seite ließen sich aber durchaus auch Argumente finden, an bullishen Engagements festzuhalten. So könnten etwa die Hoffnung auf ein schnelles Votum über die US-Gesundheitsreform - wenn auch nicht noch in dieser Woche - oder der jüngst von Donald Trump in Aussicht gestellte "sehr große Schnitt" bei der Bankenregulierung positiv gesehen werden.

Vermutlich ist die Antwort auf den jüngsten Stimmungswechsel jedoch viel simpler: Das zu Wochenbeginn um 15 Punkte verpasste Allzeithoch beim DAX von 12.390 Punkten spricht nämlich Bände. Wie von uns in der vergangenen Woche angedeutet, dürfte dieses Niveau als Referenzpunkt für Gewinnmitnahmen gedient haben, die von einigen Akteuren dann auch tatsächlich vorgenommen wurden.

Gewinne reizen Privatanleger nicht

Überraschenderweise haben die Privatanleger weniger Risikoaversion als ihre institutionellen Pendants gezeigt. Denn in jenem Panel hat es nur Gewinnmitnahmen in geringfügigen Umfang gegeben, so dass hier der Börse Frankfurt Sentiment-Index gerade einmal um 2 Punkte auf einen Stand von nunmehr +9 nachgegeben hat. Diese Entwicklung steht damit in krassem Gegensatz zum Verhalten der institutionellen Investoren. Ob das nun daran liegt, dass der Druck des Gewinnen-Müssens bei privaten Investoren im Vergleich zu Institutionellen nicht so hoch ist, sei dahingestellt. Festzuhalten bleibt, dass Privatanleger während der vergangenen sechs Monate im Durchschnitt deutlich optimistischer eingestellt waren.

Am Ende bleibt das Allzeithoch vom 10. April 2015 derzeit das Maß der Dinge, wobei ein deutliches Überschreiten der 12.400er Marke die jüngsten Pessimisten in Zugzwang bringen dürfte, weil Skepsis in diesem Falle kaum mehr hoffähig wäre. Auf der anderen Seite könnten Rückkäufe der heutigen Absicherungen bzw. Short-Positionierungen auf niedrigerem Niveau -möglicherweise bereits nach Rücksetzern von 2 bis 3 Prozent, gemessen am heutigen Erhebungsniveau von 12.260 Zählern - dem DAX durchaus Unterstützung verleihen. Gerade der neu aufgeflammte absolute wie auch relative Pessimismus der institutionellen Anleger sorgt somit dafür, dass der DAX per Saldo wieder mehr Aufwärtspotenzial besitzt.

von: Joachim Goldberg

05. April 2017, sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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Über den Börse Frankfurt Sentiment-Index

Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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