20.07.2016 19:40:40

Börse Frankfurt-News: "Gegen Europa, aber für Deutschland (Marktstimmung)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. Juli 2016.Hiesige Anleger lassen sich von den geopolitischen Krisen abschrecken, das internationale Interesse an deutschen Aktien könnte damit zur Gefahr werden.

Abgesehen von einer kleinen, einmaligen Korrektur nach oben zeichnet sich seit Mitte Juni bei den mittelfristig orientierten institutionellen Investoren eine zunehmend schlechtere Stimmung ab. Unsere heutige Befragung dieser Gruppe ermittelte sogar für den Börse Frankfurt Sentiment-Index zum zweiten Mal in diesem Jahr ein negatives Ergebnis. So weist der Index aktuell einen Wert von -5 Punkten aus - das bedeutet einen Rückgang von 12 Zählern gegenüber der Vorwoche.

Obwohl der DAX im Wochenvergleich um einen kleinen Schritt nach vorne ging, haben sich anscheinend weitere Investoren von ihren bullishen Positionen gelöst. Abgesehen von der Tatsache, dass wohl das eine oder andere gewinnbringende Engagement glattgestellt werden konnte, haben sich die Sorgenfalten auf der Stirn der mittelfristig orientierten Anleger, wie auch bei manchem internationalen Investor, offensichtlich vertieft.

Die einen mögen es verwunderlich finden, dass der vorgezeichnete Austritt Großbritanniens aus der EU noch nicht zu größeren Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt hat. Damit befinden sich die hiesigen Investoren möglicherweise in guter Gesellschaft. Zieht man allerdings die jüngste BofA Merrill Lynch-Umfrage unter internationalen Fondsmanagern zurate, so zeigt sich, dass die Investoren die größte Bedrohung in geopolitischen Risiken sehen. Noch bedeutsamer ist indes der Umstand, dass der Anteil der Kasse-Haltung gegenüber dem Vormonat noch einmal gestiegen und mit 5,8 Prozent das höchste Niveau seit November 2001 erreicht hat. Gleichzeitig lässt sich eine deutliche Fluchtbewegung aus britischen und europäischen Aktien feststellen. Wollten im Juni noch netto 26 Prozent der Fondsmanager ihre Aktienengagements in der Eurozone übergewichten, sprechen sich nunmehr sogar 4 Prozent für eine Untergewichtung dieser Region aus - deutliche Folge der Brexit-Entscheidung.

Privatanleger wieder mutiger

Diese wichtigen Entwicklungen scheinen jedoch die Privatanleger nicht sonderlich zu beunruhigen. Hatten wir bei dieser Gruppe in der vergangenen Woche noch einen negativen Börse Frankfurt Sentiment-Index von -4 Punkten festgestellt, ist hier die Stimmung wieder in den positiven Bereich zurück gependelt, wie ein Indexwert von +6 Punkten belegt. Offenbar haben einige Akteure den kleinen Rücksetzer unter die 10.000er Marke am gestrigen Handelstag zu neuen Kauf-Engagements genutzt. Allerdings kann man nicht wirklich von einer Rückkehr des Optimismus bei dieser Gruppe sprechen, weil sich der Sentiment-Index immer noch ganz klar unter dem Jahresmittel von +18 Punkten bewegt.

Nimmt man die Ergebnisse der Umfrage unter Fondsmanagern und die Stimmungsentwicklung der institutionellen Investoren unseres Panels zusammen, geben die jüngsten Entwicklungen vordergründig Rätsel auf. Wie kann es sein, dass sich der DAX trotz aller Befürchtungen - der Kauf von Absicherungen gegen einen starken Aktienkurs-Einbruch hat laut BofA Merrill Lynch ein Allzeithoch erreicht - dennoch in so stabiler Verfassung befindet?

Eine mögliche Erklärung könnte darin bestehen, dass die internationalen Investoren zwar keinen besonderen Appetit auf Aktien der Eurozone haben mögen, gleichzeitig aber planen (netto über weit über 30 Prozent!), deutsche Dividendenpapiere (noch stärker als im Vormonat) gegen den Trend überzugewichten. Zudem bleibt der DAX zwar in einer sehr breiten Konsolidierung, innerhalb derer im oberen Bereich nunmehr die meisten profitablen Engagements glattgestellt wurden. Und weil der DAX von der Absicht internationaler Investoren, sich zwar nicht in der Eurozone, aber hierzulande engagieren zu wollen, profitieren könnte, besteht die größte Gefahr für hiesige Anleger immer noch darin, dass ihnen der Markt plötzlich davonlaufen könnte. Damit bleibt die Möglichkeit eines Aufwärtstrends für den DAX erhalten.

von: Joachim Goldberg

© 20. Juli 2016 - Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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