09.01.2015 16:22:47

Börse Frankfurt-News: Europeripherie behauptet sich (Anleihen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Januar 2015. Anleger setzen angesichts der Griechenlandthematik verstärkt auf Bundesanleihen und sorgen so abermals für einen neuen Höchststand beim Euro-Bund-Future. Auch Bonds vom Rand der Eurozone bleiben stabil.

Mit Schwung startet der Anleihe-Handel ins neue Jahr. "Im Primärmarkt geben sich die Emittenten die Klinke in die Hand", beschreibt Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Neuemissionen gab es unter anderem von Irland, Belgien und den Philippinen sowie den Großkonzernen VW und ArcelorMittal. Mit Aufstockungen wendeten sich Österreich und Frankreich an den Kapitalmarkt.

Seit gestern ist es nach Beobachtung von Arthur Brunner an den Rentenmärkten etwas ruhiger geworden. "Es gibt Hoffnungen auf eine mögliche Verschiebung einer Zinserhöhung in den USA unter Anlegern", meint der Händler der ICF Bank. Der erste Zinsschritt der Federal Reserve könne gar auf das kommende Jahr verlegt werden. Gleichzeitig verfestige sich der 22. Januar als Start für den Kauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank.

Euro-Bund-Future mit neuem Rekordhoch

Neues Jahr, alte Probleme: so begründet Klaus Stopp die rege Nachfrage nach zehnjährigen Bundesanleihen, die mit einem neuen Renditetief von 0,42 Prozent beim Euro-Bund-Future in dieser Woche einherging. Dies entspricht einer Höchstmarke von 157,26 Prozent. Das beherrschende Thema an den Märkten ist dem Händler der Baader Bank zufolge Grexit, was für den möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsgemeinschaft steht. "Daher sind Bond-Anleger weiterhin auf der Suche nach Sicherheit."

Staatsanleihen der Euro-Peripherie resistent

Griechische Staatsanleihen hatten das Nachsehen und sind in dieser Woche deutlich abgesackt. Beispielhaft notiere ein bis April 2019 laufender Wert (WKN A1ZGWQ) derzeit auf einem Niveau von rund 79 Prozent, der im Oktober vergangenen Jahres noch bei 99,133 Prozent lag. "Zwischenzeitlich lag die Rendite hier bei über 12 Prozent", berichtet Tillmann. Aktuell gibt es im Vergleich zu früher aber kein Flächenbrand in Südeuropa, wie Stopp urteilt. Denn parallel zum Einbruch griechischer Kurse legten Staatsanleihen von Ländern wie Italien und Spanien zu. "Hier werfen offenbar die erwarteten Anleihekäufe der EZB ihre Schatten voraus." Auch bisherige Reformbemühungen würden sich bezahlt machen.

Rendite soll wieder anziehen

Geht es nach den Prognosen hiesiger Finanzunternehmen, so steigen in diesem Jahr die Zinsen für Staatsanleihen in Europa und den USA. Eine Umfrage der FAZ bei Analysten von 24 Kreditinstituten, Fondsgesellschaften und Versicherern ergebe eine durchschnittliche Rendite von 1,10 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen zum Jahresende. Davon sind die derzeitigen Werte von unter 0,5 Prozent noch weit entfernt. Für amerikanische Staatsanleihen gleicher Laufzeit soll es von 2 auf 2,93 Prozent raufgehen.

Mit 1,6 bzw. 3,5 Prozent gebe sich die Schweizer Bank UBS besonders bullish. Verhaltene Annahmen von 0,7 Prozent Rendite für Bundesanleihen kämen hingegen von der Bayern LB. Auch wenn die Spanne der Erwartungen beachtliche Differenzen aufweise, sei die positive Tendenz dennoch einstimmig. Allerdings hätten die meisten Experten bereits für 2014 das Ende der Rendite-Rekordtiefs ausgerufen und damit ziemlich danebengelegen.

Im ersten Quartal wird der Ertrag von Bundesanleihen nach Meinung der Royal Bank of Scotland zunächst allerdings noch weiter fallen. Unter anderem würden sich die Werte aufgrund schwächerer Inflationsdaten mit 0,13 Prozent eher Richtung Null bewegen.

Venezuela-Kurzläufer gefragt

Mögliche Finanzspritzen im Wert von über 20 Milliarden US-Dollar vonseiten Chinas für Venezuela sorgen Gregor Daniel zufolge für Bewegung bei kurzlaufenden Staatsanleihen des unter dem Ölpreisverfall leidendenden Landes. Ein bis März 2015 laufender Bond (WKN A0DZ45) hat nach Beobachtung des Händlers der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft etwa auf Wochensicht von 85 auf 95,5 Prozent zugelegt. Venezuela-Bonds mit späterer Fälligkeit (WKN A1ANQ2) haben hingegen kaum profitiert.

Fremdwährungen kommen an

Bei pessimistischen Erwartungen für den Euro behalten Anleger andere Währungen im Blick, wie die Händler berichten. Während Daniel von überwiegenden Abgaben von Werten in türkischer Lira spricht, verbucht Stopp zumeist Zuflüsse (WKNs A1ZNBB, A12TY2). Ebenso legten sich Anleger Fremdwährungsanleihen in US-Dollar (WKNs A1ZJK1, A1ZFW8) ins Depot. Auch der brasilianische Real (WKNs A1X3CC, NRW23K, A1X3DQ) stehe zumeist auf den Einkaufslisten.

Banken beliebt

Regen Zuspruch gibt es Tillmann zufolge für eine Neuemission der DVB Bank (WKN A13SJZ) mit einem Kupon von 2,0 Prozent und einer Stückelung von 1.000 Euro. Derzeit gibt es den bis Januar 2021 laufenden Wert auf einer Basis von 101,5 Prozent. Gute Nachfrage gebe es zudem für eine Nachranganleihe der Deutschen Bank (WKN A0E5JD) mit einem Mindestkupon von 1,75 Prozent. "Der Kurs zog in dieser Woche von 78,0 auf aktuell 81,0 Prozent an."

Von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 9. Januar 2015

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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