27.03.2013 18:22:38

Börse Frankfurt-News: Das haben wir kommen gesehen! (Marktsentiment)

    FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. März 2013. Politik und Abkehr vom Kursrekord treiben professionelle Anleger aus dem Markt, während die Privaten vereinzelt zurückgekehrt sind.

Nun scheinen die Schwarzseher unter den Kommentatoren also Recht bekommen zu haben. Denn die Anleger sind angesichts der Art und Weise, wie die Zypernkrise politisch gelöst wurde, möglicherweise verunsichert. Mancherorts geht man davon aus, Zypern werde kein Einzelfall bleiben. Denn wenn dort Anleger mit Einlagen jenseits der berüchtigten 100.000-Euro-Grenze je nach Kreditinstitut mit einer Abgabe von bis zu 80 Prozent ihrer Guthaben rechnen müssen, könnte dies auch als Blaupause für andere Problemfälle in der Eurozone dienen. Manch einer fürchtet sogar bei der Öffnung der zypriotischen Banken am morgigen Donnerstag, es könne noch zu einem Bank-Run kommen. Aber die Ängste gehen sogar noch ein bisschen weiter, denn die Wachstumsvorhersage der Wirtschaftsweisen wurde unlängst für die Eurozone mehr als halbiert, so dass man gerade einmal mit einem Miniwachstum von 0,3 Prozent für das Jahr 2013 rechnet. Und wenn man wollte, könnte man auch noch die Absage italienischer Politiker an eine große Koalition als Verkaufsargument für den Dax anführen.

Die Gemengelage, aber auch die Kursentwicklung des DAX selbst, hat die von der Börse Frankfurt allwöchentlich Befragten mittelfristig orientierten Investoren nicht kalt gelassen. Zumal neben dem politischen und ökonomischen Getöse auch noch eine mögliche Trendumkehr des Börsenbarometers droht, das nunmehr eine Kursspitze für dieses Jahr jenseits der 8.000er-Marke, aber unterhalb des Allzeithochs hinterlässt - man kann sich schon die hämischen Kommentare mancher Warner vorstellen, falls der DAX tatsächlich noch weiter fallen sollte, nach dem Motto: "Das habe ich kommen gesehen!" Möglicherweise auch deswegen hat sich das Optimistenlager um 10 Prozent der Befragten unseres Panels verringert, wovon die neutral Positionierten und die Pessimisten (Jahreshoch!) zu gleichen Teilen profitierten. Unser Bull/Bear-Index ist damit exakt auf das gleiche Niveau von vor vier Wochen zurückgefallen.

Seinerzeit lagen gerade die italienischen Wahlen hinter uns und der DAX notierte über 200 Zähler niedriger als heute - eine größere Aktienmarktkorrektur wollte sich indes nicht einstellen. Dabei bleibt festzuhalten, dass sich die politische Situation zu jener Zeit eher schwieriger als heute für viele Akteure darstellte und wenn man nach Zypern zurückblickt, darf man nicht vergessen, wie vor gut einer Woche noch keine Lösung der Verschuldungsprobleme in Aussicht stand und sogar Kleinsparer nicht vor einem staatlichen Zugriff sicher sein konnten.

Privatanleger zuletzt gelassener als Instis

Wesentlich gelassener zeigen sich unterdessen die Privatanleger, die die Börse Frankfurt schon seit einigen Wochen nach ihrer Stimmung befragt und deren Ergebnisse wir ab heute regelmäßig präsentieren werden. Interessanterweise zeigte sich dieses Panel vor Wochenfrist noch wesentlich besorgter als die institutionellen Investoren, was sich in einem fast 10 Prozent niedrigeren Bull/Bear-Index niederschlug. Letzterer hat sich mit der heutigen Befragung allerdings nicht verschlechtert, sondern konnte sogar von einen paar neu hinzugekommenen Optimisten profitieren, so dass das Sentiment der Privaten mit dem der Institutionellen fast Hand in Hand geht.

Damit stellt sich per Saldo die Frage, ob es sich bei der jüngsten Korrektur des DAX um die lang ersehnte Korrektur mancher Akteure zum Widereinstieg handelt, oder ob der jüngst gesunkene Optimismus auch ein Spiegel ausbleibender langfristiger Kapitalströme darstellt (mehr dazu in unserer Detailanaylse). Ein Indiz für letzteres Szenario könnte sowohl der jüngst im Verhältnis zum US-Dollar unter Druck geratene Euro sein, aber auch die nicht mehr so stark ausgefallenen Zuflüsse in US-Aktienfonds - die Ergebnisse der heutigen Sentiment Erhebung lassen derzeit allerdings keine Schlüsse auf derartige Veränderungen zu.

© 27. März 2013/Joachim Goldberg, cognitrend

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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