04.09.2014 15:41:33

Börse Frankfurt/Auslandsaktien: Automobilzulieferer auf Brautschau

4. September 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Was sich anhört wie Zukunftsmusik steht schon bald vor der Markteinführung. Mit Hochdruck arbeitet die Automobilindustrie seit einigen Jahren an Systemen für selbstfahrende und allzeit vernetzte Autos.

Nach den Erwartungen von Zulieferer Bosch ist das hochautomatisierte Fahren spätestens 2020 serienreif, in der Dekade darauf soll sich zumindest auf Autobahnen durchgängig vollautomatisiert fahren lassen.

Auch wenn bis dahin noch einige technische und rechtliche Hürden zu nehmen sind, wird der gesamten Branche eine rosige Zukunft vorausgesagt. Allein im Segment Sicherheit sollen die Umsätze laut einer Studie von PwC in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM) von 12,18 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 47,34 Milliarden Euro im Jahr 2020 wachsen. Die Geschäfte mit den technologischen Vorstufen des autonomen Fahrens hätten das Potenzial, von 7,49 auf 35,66 Milliarden Euro zu steigen. Hinzu kämen Technologietreiber aus den Bereichen Entertainment, Wohlbefinden und Fahrzeugmanagement.

Übernahmephantasie beflügelt TRW-Aktie

Vorhauser

Für diesen Zukunftsmarkt gut positioniert scheint der US-Zulieferer TRW Automotive (WKN A0BLEE), wie Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank bemerkt. "Die Aktie des Spezialisten für Fahrzeugsicherheit hat sich seit 2012 mehr als verdreifacht." Damit nähert sich TRW wieder dem Allzeithoch von 77 Euro vom zweiten Quartal.

Allerdings fuße der gestrige Anstieg von 2,4 Prozent auf Kursphantasien in Verbindung mit einer möglichen Milliardenübernahme. Der deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen arbeite an einem Angebot für den mit rund 11,2 Milliarden US-Dollar bewerteten Konkurrenten. Zuvor wolle ZF aber noch aus kartellrechtlichen Gründen seinen Anteil an einem Joint-Venture mit Bosch loswerden. "Für die Übernahme sind Preise zwischen 105 und 110 US-Dollar pro Aktien im Gespräch." Derzeit steht der Kurs bei 101,20 US-Dollar.

Weitere Fusionen unausweichlich

Um in der künftigen Welt von Elektroautos und selbstfahrenden PKW bestehen zu können, wird nach Ansicht von Morgan Stanley in den kommenden fünf Jahren ein Kampf um die Vormacht unter Automobilzulieferern entfachen. Es gehe darum, das "zentrale Nervensystem" der elektronischen Komponenten eines Fahrzeugs zu kontrollieren. Dazu müsse ein Unternehmen in vielen kritischen Bereichen wie Bremssystemen, Lenkung und Motor fit sein und sich, falls benötigt, Kompetenz hinzukaufen. Zudem beschränkten sich einige Zulieferer nicht mehr auf Komponenten und Assistenzsysteme, sondern arbeiteten im eigenen Haus an Prototypen für selbstfahrende Fahrzeuge.

Autoliv auf Einkaufstour

Stadler

Fusionsabsichten hätten große Player wie BorgWarner (WKN 887320) und Delphi aus den USA sowie Autoliv (WKN 906926) aus Schweden bereits für die zweite Jahreshälfte angedeutet. Autoliv sei weltweit die Nummer eins im Bereich Sicherheitsgurte und Airbags und gehöre zu den führenden Anbietern von kameraunterstützten Assistenzsystemen. Die Geschäfte des Unternehmens liefen gut, die Aktie hat seit Jahresbeginn von 66 auf 79 Euro zugelegt. "Zwar machen sich Krisen wie die in der Ukraine auch bei den Schweden bemerkbar", meint Roland Stadler von der Baader Bank. "Unterm Strich geht es aber stetig nach vorn."

Japanische Unternehmen hinken hinterher

Mit seinem breiten und innovativen Produktspektrum sieht Vorhauser auch den japanischen Zulieferer Aisin Seiki (WKN 863680) gut aufgestellt. Allerdings hätten Anleger in den vergangenen Monaten nicht ganz so viel Freude an dem Unternehmen gehabt. Die Seitwärtstendenz der Aktie des weltweit zu den wichtigsten zehn gehörenden Automobilzulieferern sieht der Händler im schwierigen Verhältnis zu China mitbegründet. "Die abgekühlte Stimmung zum Autoboom-Land fällt für ein Unternehmen wie Aisin Seiki durchaus ins Gewicht."

Denso im Rückwärtsgang

Abwärts geht es dagegen für die Denso-Aktie (WKN 858734), seit Jahresbeginn hat der Wert von rund 38 auf 34 Euro verloren und sich in den vergangenen zwölf Monaten in Summe kaum bewegt. "Dabei liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 13 durchaus im branchenüblichen Bereich." Vermutlich mache Denso der Streit mit der chinesischen Kartellbehörde zu schaffen.

Das Unternehmen gehört Stadler zufolge ebenso wie Aisin, Mitsubishi Electric (WKN 856532), Mitsuba, Yazaki, Furukawa (WKN 861451), Sumitomo (WKN 855211) und die Kugellagerhersteller NSK, JTEKT (WKN 859112) und NTN (WKN 854088) zu der Liste japanischer Unternehmen, die in China aufgrund von Preisabsprachen in den Jahren 2000 bis 2011 Strafen in Höhe von insgesamt umgerechnet 151 Millionen Euro zahlen müssen. Hitachi (WKN 863775) und Nachi seien ausgenommen, weil sie sich selbst angezeigt und Beweise geliefert hätten.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 4. September 2014

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   September 04, 2014 09:11 ET (13:11 GMT)- - 09 11 AM EDT 09-04-14

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