22.05.2014 17:14:33

Börse Frankfurt/Auslandsaktien: Aussichtsreiche Einzelwerte in Indien

22. Mai 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Hoffnungen auf eine Erholung der Wirtschaft treiben die indische Börse seit Beginn des Jahres von einem Hoch zum nächsten. "Der Machtwechsel in der vergangenen Woche hat dann ein zusätzliches Kursfeuerwerk entfacht und den Leitindex Sensex auf neue Rekordhochs springen lassen", beobachtet Roland Stadler von der Baader Bank. Allein am vergangenen Freitag schnellte der Index angesichts einer deutlichen Führung der größten Oppositionspartei BJP bei der Parlamentswahl zeitweise um 6 Prozent nach oben. Der Grund: Die Inder haben mit deren Spitzenkandidat Narendra Modi einen Mann an die Spitze gewählt, der als Wirtschaftsfachmann gilt und weitreichende Reformen zur Ankurbelung der Konjunktur in Aussicht gestellt hat.

Rupie festigt sich

Und die sind dringend nötig, denn das Wirtschaftswachstum war vergangenes Jahr so schwach wie seit zehn Jahren nicht mehr. Jeder dritte Inder lebt unter der Armutsgrenze. Dazu kommt eine hohe Inflation von über 8 Prozent. Kein Wunder, dass die indische Rupie im vergangenen Jahr drastisch an Wert verloren hat. "Beflügelt von Hoffnungen auf eine Trendwende in der Wirtschaftspolitik hat sich aber auch die Devise seit Beginn des Jahres stabilisiert", merkt Walter Vorhauser, Händler von Close Brothers Seydler, an. Nachdem die indische Währung im August 2013 mit knapp 69 Rupien je US-Dollar noch am Allzeittief stand, hat sie sich zuletzt auf rund 58,50 Rupien je US-Dollar erholt.

Hohe Erwartungen eingepreist

Auch wenn die jüngste Euphorie noch etwas anhalten könnte - mittlerweile dürften viele der Erwartungen an den neuen Premier an den Aktienmärkten jedoch bereits eingepreist sein. Immerhin hat der Sensex allein seit Februar über ein Fünftel an Wert gewonnen. Ohnehin steht Modi vor großen Herausforderungen, zeigt die Wirtschaft des riesigen Landes doch enorme Schwächen. Eine Investition in den Gesamtmarkt scheint vor diesem Hintergrund aktuell ungünstig.

Dennoch könnte sich für Anleger der Blick auf künftige Wachstumsbranchen lohnen, die von Reformen profitieren sollten. So steht etwa ein Ausbau und die Erneuerung der Infrastruktur, wie Verkehrswege oder Stromnetze, ganz weit oben auf der Agenda für eine nachhaltige Beschleunigung der Wirtschaft.

Larsen & Toubro beendet Talfahrt

Vorhauser

"Ein großer Profiteur solcher Maßnahmen ist Larsen & Toubro (WKN 895354), der größte Bau- und Maschinenbaukonzern des Landes. Und das spiegelt sich im Kurs der Aktie", weiß Vorhauser. Der Konzern baut Straßen, Schiffe und ist im Immobiliengeschäft und im Bereich Kraftwerkstechnik aktiv. Die Aktie, die seit 2008 im Abwärtstrend war, hat Ende vergangenen Jahres eine Erholung gestartet und ist vom Tief bei rund 7 Euro auf mittlerweile über 18 Euro gestiegen.

Reliance Industries gibt Gas

Ein ähnliches Chartbild zeigt sich auch bei der Aktie des Raffinerie- und Gaskonzerns Reliance Industries (WKN 884241), die nach einer mehrjährigen Durststrecke im März in eine Aufwärtsbewegung gestartet ist. Haupttreiber dafür sind Hoffnungen auf steigende Gaspreise im Zuge der erwarteten Wirtschaftsreformen, die die Gewinne des Unternehmens beflügeln würden. Shankar Sharma, Stratege von First Global, geht davon aus, dass der Aktie gute Zeiten bevorstehen. "Wir erwarten, dass Reliance Industries stark an einem neuen Bullenmarkt partizipieren wird. Das Unternehmen wird von der neuen Regierung profitieren und es ist davon auszugehen, dass die lang erwartete Gaspreiserhöhung bald kommt", erklärt der Analyst im Rahmen einer Studie und rät bei dem Titel zum Kauf. Aktuell notiert das Papier in Frankfurt bei 27,30 Euro, verglichen mit 18,50 Euro Anfang März.

Steigende Neukreditvergabe beflügelt Bankenwerte

Von einer Belebung der Konjunktur dürften nicht zuletzt die großen Bankhäuser Indiens profitieren. "Börsianer erwarten durch eine freundlichere Wirtschaftspolitik einen Anstieg bei der Neukreditvergabe. Das würde die Gewinne der Banken natürlich ankurbeln", erklärt Vorhauser und beobachtet deutliche Kurssteigerungen bei dem Papier der größten indischen Privatbank ICICI (WKN 936793). "In den vergangenen drei Monaten ist der Kurs in Euro um satte 50 Prozent gestiegen", meldet der Händler. Das hat auch fundamentale Gründe, denn im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14, das im März endete, hat das Institut einen Rekordgewinn erwirtschaftet. Vor allem die Kredite an Privatkunden haben deutlich zugelegt.

Aber auch bei der größten Bank Indiens, der State Bank of India (WKN 903136), sind die Gewinnphantasien aktuell groß: Nach einer dreijährigen Talfahrt hat sich das Papier in Euro in den zurückliegenden drei Monaten sogar um 75 Prozent verteuert und damit den Abwärtstrend verlassen.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG © 22. Mai 2014

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