26.11.2018 21:13:43
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BERLINER MORGENPOST: Kühlen Kopf bewahren - Leitartikel von Michael Backfisch zur Eskalation des Streits zwischen Russland und der Ukraine
Die aktuellen Muskelspiele passen zum verschärften Kurs Moskaus. Seit Monaten werden internationale Handelsschiffe im Asowschen Meer von Russland verstärkt kontrolliert und schikaniert. Es ist ein Schlag gegen die ukrainischen Hafenstädte Mariupol und Berdjansk - beides wichtige Transportzentren zur Versorgung des Landes. Dahinter steckt das strategische Ziel des Kremls, die Ukraine und vor allem ihre Anbindung an EU und Nato zu schwächen.
Dass Kiew in diese Eskalationsfalle hineintappt, ist bedauerlich. Die Kriegsrhetorik der Regierung und die Benachrichtigung der Reservisten sind überzogen. Auch die von Präsident Petro Poroschenko angeordnete Verhängung des Kriegsrechts ist zu laut, zu schrill und zu alarmistisch. Gut möglich, dass Poroschenko wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen im März auch innenpolitisch punkten will - in den Umfragen steht er derzeit nicht gut da.
All dies befeuert eine Zuspitzung des ohnehin gefährlichen Konflikts zwischen der Ukraine und den durch Russland unterstützten Separatisten. Seit der Annexion der Krim durch Moskau im März 2014 hat sich die Lage zunehmend verschärft. Bis heute sind mehr als 10.000 Menschen getötet worden.
Dass die weltpolitische Abstinenz der USA unter Präsident Donald Trump die Gemengelage noch komplizierter macht, versteht sich von selbst. Der Chef des Weißen Hauses kapriziert sich auf Lieblingsfeinde wie den Iran oder Lieblingsfreunde wie den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman - trotz aller Komplott-Vorwürfe im Mordfall Khashoggi.
Was nun umso mehr gefordert ist, ist Deeskalation. Die internationale Diplomatie muss einen kühlen Kopf bewahren. Das gilt vor allem für die EU, an deren Haustür der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland tobt.
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