20.03.2014 20:34:00
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BERLINER MORGENPOST: Akademische Regeln gelten für alle/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Gewiss, der Fall Schavan ist schwerlich vergleichbar mit den Schummeleien ehrgeiziger Politiker vom Schlage eines Karl-Theodor zu Guttenberg, des früheren FDP-Europaabgeordneten Jorgo Chatzimarkakis oder dessen Parteifreundin Silvana Koch-Mehrin. Deren akademische Schlampereien waren allzu offenkundig, weil an möglichst arbeitsschonender Titelgewinnung ausgerichtet. Das ist bei Annette Schavan, bei Aushändigung der Dissertationsurkunde 1980 gerade 24 Jahre jung, wohl anders gewesen angesichts dessen, dass ihr ganzes berufliches und politisches Leben bestimmt ist von der Arbeit im Bildungs- und Wissenschaftsbereich. Aber das verschafft ihr keine Sonderrolle. Ob Diplomarbeit oder Dissertation - klare Regeln auch für das Zitieren gab es schon damals wie es sie heute gibt. Wer dagegen verstößt, weiß, was er tut. Und hat die Konsequenzen zu tragen.
Das muss Selbstverständnis aller deutschen Hochschulen bleiben, soll deren angekratzter Ruf nicht weiter beschädigt werden. Deutschland, dessen wichtigster Grundstoff in seinen Universitäten lagert, ist auf eine fundierte wie verlässliche akademische Ausbildung angewiesen. Nur dann ist unser Lebensstandard im globalen Wettbewerb zu verteidigen. Ausgerechnet der Ministerin Schavan wurde vorgehalten, Zuschüsse an die Universitäten davon abhängig gemacht zu haben, wie viele Promotionen und Habilitationen sie nachweisen konnten. Masse statt Klasse darf nicht zum Motto akademischer Ausbildung werden. Auch Titelsucht hat mit akademischem Anspruch und akademischer Würde nichts zu tun.
Frau Schavan kann sich nach der verlorenen Titelverteidigung damit trösten, dass sie zumindest eine Frau Dr. h.c. bleibt, honoris causa, also ehrenhalber.
Der Leitartikel im Internet: http://www.morgenpost.de/126027152
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