07.08.2017 14:04:41

BDL: Deutsche Fluggesellschaften verlieren Marktanteile

   Von Stefanie Haxel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Luftverkehr in Deutschland boomt und auf den ersten Blick sehen die Zuwächse bei Passagier- und Frachtzahlen im ersten Halbjahr gut aus. Größter Wachstumstreiber sind jedoch die Low-Cost-Airlines. Und die deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen verlieren weiter Marktanteile an die ausländische Konkurrenz, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft berichtet. Damit setze sich eine Tendenz der vergangenen Jahre fort.

   BDL-Präsident Stefan Schulte appelliert an die Politik, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und wiederholt schon fast ein Mantra: Die Luftverkehrssteuer müsse abgeschafft und ein Teil der Kosten für die Luftsicherheit, wie etwa für Passagier- und Gepäckkontrollen, aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden.

Rahmenbedingungen sind Grund für Marktanteilsverluste

"Wenn wir die gute Anbindungsqualität für Wirtschaft und Verbraucher erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrt stärken wollen, müssen wir gegensteuern", sagte Schulte, der auch CEO des Flughafenbetreibers Fraport ist. "Unsere Unternehmen machen ihren Job bei der Zukunftssicherung, aber auch die Politik ist gefordert. Denn für die sinkenden Marktanteile der deutschen Unternehmen sind ganz wesentlich auch politische Rahmenbedingungen verantwortlich, die vom Gesetzgeber hausgemacht sind."

   In den USA beispielsweise trage der Staat rund zwei Drittel der Kosten für die Luftsicherheit. Die häufig als "nationaler Alleingang" kritisierte Luftverkehrssteuer wird seit Anfang 2011 bei jedem Abflug von einem deutschen Flughafen erhoben. Sie muss zwar auch von ausländischen Fluggesellschaften bezahlt werden, betreffe bei diesen aber einen wesentlich kleineren Teil des Geschäftes. Der Bundesfinanzminister verdient daran jedes Jahr rund 1 Milliarde Euro.

   In der Politik finden die Bedenken inzwischen Gehör. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat bereits eine schrittweise Abschaffung der Luftverkehrsabgabe in der kommenden Legislaturperiode vorgeschlagen. Zudem beteiligt sich der Bund in diesem Jahr mit 213 Millionen Euro an den Gebühren für die Flugsicherung. Im vergangenen Jahr lagen die Kosten dafür bei insgesamt 656 Millionen Euro, Tendenz steigend.

Deutsche Airlines wachsen langsamer

Von Januar bis Juni wuchs der internationale Passagierluftverkehr um 7,9 Prozent, wie der Branchenverband wieder mitteilte. Grund dafür waren niedrigere Ticketpreise und bessere makroökonomische Bedingungen. In Europa lag das Wachstum mit 8,8 Prozent über dem Durchschnitt. Die deutschen Fluggesellschaften - die Lufthansa-Gruppe, Air Berlin, Condor und Tuifly - legten dagegen nur um 6,1 Prozent zu. Insgesamt beförderten deutschen Fluggesellschaften knapp 77 Millionen Passagiere.

   Die Flughäfen in Deutschland fertigten im gleichen Zeitraum fast 110 Millionen an- und abreisende Fluggäste ab, das war ein Plus von 6,4 Prozent. Auch dieses Wachstum war geringer als in anderen europäischen Ländern und wurde zudem vor allem von ausländischen Fluggesellschaften getragen, die in Deutschland Kapazitäten aufbauten.

   Damit setzt sich eine Tendenz fort, sie schon seit acht Jahren zu beobachten ist: Im Jahr 2011 lag der Markanteil deutscher Fluggesellschaften an Flughäfen in Deutschland laut den BDL-Daten noch bei 62 Prozent, aktuell sind es nur noch 56 Prozent. Ausländische Airlines konnten ihren Marktanteil in dem Zeitraum von 38 auf 44 Prozent steigern.

Langfristige Tendenz

Europäische Netzwerk-Carrier wie British Airways und Air France haben ihr Angebot seit 2011 um 8 Prozent ausgeweitet, während die Deutsche Lufthansa und Air Berlin ihr Flugangebot um 23 Prozent verringerten. Allerdings auch, weil sie Flüge auf eigene Low-Cost-Plattformen verlegten, um wettbewerbsfähig zu bleiben - die Lufthansa etwa auf die ihre Töchter Eurowings und Germanwings.

   Deren Zahlen werden zu europäischen Low-Cost-Airlines gerechnet, die ihre Verkehre innerhalb Deutschlands im gleichen Zeitraum mehr als verdoppeln konnten, was den Wettbewerbs- und Kostendruck verschärfte. Neben den "Wings"-Töchtern der Lufthansa gehörten dazu die Billigfluggesellschaften Ryanair, Easyjet oder Norwegian.

   Der weltweite Frachtverkehr stieg im Halbjahr um 10,4 Prozent. Europäische Fluggesellschaften konnten davon überdurchschnittlich profitieren und steigerten ihre Frachtraten um 13,6 Prozent. Vor allem die hohe Nachfrage innerhalb Europas sowie zwischen Europa und Asien trieb das Wachstum. Doch weder Lufthansa Cargo noch die großen Frachtflughäfen in Deutschland konnten in der Größenordnung des weltweiten Durchschnitts zulegen.

   Die deutschen Flughäfen wuchsen im Halbjhar zwischen 5,3 und 7,2 Prozent, lagen damit aber deutlich hinter Frachtdrehkreuzen wie London mit einem Zuwachs um 9,1 Prozent oder Amsterdam mit plus 8,1 Prozent zurück.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/sha/smh

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   August 07, 2017 07:56 ET (11:56 GMT)

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