Keine Rückstellungen nötig |
23.08.2018 16:19:46
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Bayer sieht trotz 8.000 Glyphosat-Klagen kein erhöhtes Risiko
Vor zwei Wochen hatte ein Geschworenengericht in San Francisco dem krebskranken Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar zugesprochen, weil Monsanto nach seiner Auffassung nicht ausreichend vor den Gesundheitsrisiken des Unkrautvernichters Roundup gewarnt hatte. Angesichts der vielen Klagen hatte die Börse panisch reagiert. Binnen Wochenfrist verlor Bayer 15 Milliarden Euro an Börsenwert.
In der Halbjahresbilanz, die Bayer in zwei Wochen vorlegen und die auch den zugekauften Monsanto-Konzern mit abbilden wird, wird es nach Angaben von Finanzchef Wolfgang Nickl erste Angaben zu den möglichen Verteidigungskosten geben, die Bayer im Zusammenhang mit den Glyphosat-Klagen erwartet. Rückstellungen für Schadensersatz werde es aber nicht geben.
Keine Änderung der Glyphosat-Nachfrage
Für das laufende Geschäft mit Glyphosat hat das Urteil im Fall Johnson bisher keine negativen Folgen, wie der Chef von Bayer Crop Science, Liam Condon, sagte. Der Unkrautvernichter werde so nachgefragt wie bisher. Man rechne auch nicht damit, dass sich das ändere.
Monsanto und Bayer bestreiten jedes Krebsrisiko von Glyphosat und wollen sich gegen das Urteil aus San Francisco "energisch" verteidigen. Falls es nötig werde man auch vor das Appelationsgericht ziehen. Nicht selten bekommen Verbraucher in den USA bei Schadensersatzklagen von Jurys hohe Summen zugesprochen, wobei ihre Entscheidungen einer späteren Überprüfung oft nicht standhalten.
Nach Angaben des Klägeranwaltes von Johnson hat es Bayer abgelehnt, sich auf einen Vergleich einzulassen. Baumann deutete an, dass sich Bayer auch künftig nicht mit den Klägern einigen wird. Die Entscheidung der Jury in San Francisco widerspreche allen bisherigen Erkenntnissen, sagte er auf eine entsprechende Frage. Bayer gehe davon aus, dass sich am Ende die wissenschaftlichen Erkenntnisse durchsetzen werden.
Etwa 800 Studien zu dem Totalherbizid und vier Jahrzehnte des Einsatzes hätten gezeigt, dass Glyphosat sicher sei. Es gebe nach Lage der Daten dabei auch keinen Unterschied zwischen dem Wirkstoff und der Formulierung. Bayer wolle sicherstellen, dass das Pestizid auch in Zukunft für Kunden verfügbar bleibt, sagte Baumann.
Bisher ist ein Krebsrisiko von Glyphosat wissenschaftlich nicht belegt. Lediglich die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO stuft den Stoff seit 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Diese Klassifizierung basiere aber nicht auf eigenen Studien, sagte Baumann. Überdies gelte eine solche Einstufung auch für den Verzehr von rotem Fleisch, merkte er an.
Monsanto gehört seit Juni zum Bayer-Konzern, das Management aus Leverkusen hat aber erst seit der vergangenen Woche den vollen Zugriff auf den Saatgut- und Pestizidhersteller aus St. Louis. Aus diesem Grund hatte sich Bayer bislang zu den Glyphosat-Fällen nicht geäußert.
Auch in Brasilien drohte zuletzt ein Verbot des Unkrautvernichters. Aus regulatorischen Gründen hatte ein Gericht den Einsatz ausgesetzt. Bayer-Chef Baumann sagte, er habe deutliche Signale, dass diese Entscheidung keinen Bestand haben werde.
FRANKFURT (Dow Jones)
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