13.01.2014 22:09:59
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Badische Zeitung: Auch Soldaten sind Eltern / Es ist gut, dass die Verteidigungsministerin die Sorgen der frustrierten Truppe ernst nimmt Kommentar von Dietmar Ostermann
Freiburg (ots) - Bundesverteidigungsministerin Ursula von der
Leyen will die Bundeswehr zu einem attraktiveren Arbeitgeber machen.
Gut so. Denn nicht neue Auslandseinsätze, sondern der komplizierte
innere Umbau der neuen Berufsarmee dürfte ihre Amtszeit prägen. Es
scheint zu den Ritualen des Berliner Politikbetriebs zu gehören, dass
jeder Vorstoß der ehrgeizigen CDU-Politikerin von der Leyen sofort
unter Profilierungsverdacht steht und von Häme begleitet wird. Nun
also ist von der "Familienministerin in Uniform" und der "Mutter der
Kompanie" zu lesen, weil die frühere Familien- und Arbeitsministerin
mit ihrer ersten großen Initiative im neuen Amt den Dienst an der
Waffe familienfreundlicher gestalten will. Dabei hat Ursula von der
Leyen nichts anderes getan, als jenes Thema zu benennen, das beim
Umbau der Bundeswehr zur Berufsarmee bislang am meisten
vernachlässigt wurde: die Befindlichkeit der tief frustrierten und
schwer verunsicherten Truppe. Hartgesottene Verteidigungs- und
Sicherheitspolitiker mögen darüber die Nase rümpfen: Gibt es keine
anderen Themen für die neue Ministerin? Mancher General alter Schule
schüttelt lange schon den Kopf über junge Offiziere, die den Dienst
gern mal in Elternteilzeit ableisten wollen oder vom Arbeitgeber
eine Kinderbetreuung erwarten. Doch Deutschlands militärische
Fähigkeiten hängen eben nicht nur von moderner Ausrüstung und
zeitgemäßen Bündnisstrukturen ab, sondern maßgeblich auch von den
Soldaten. Bislang wird der tiefgreifende Wandel, den die Abschaffung
der Wehrpflicht und die Reformen der vergangenen Jahre ausgelöst
haben, vielfach unterschätzt. Der Aufbau einer Berufsarmee aber ist
nicht abgeschlossen, er steht erst am Anfang. Die Kasernen füllen
sich nicht mehr automatisch; die Bundeswehr ist heute ein
Arbeitgeber unter vielen, im zunehmend harten Wettbewerb um
qualifizierten Nachwuchs. Häufige Versetzungen, lange
Auslandseinsätze, viele Überstunden - all das macht die Truppe wenig
attraktiv. Immer mehr junge Menschen wünschen eine
eigenverantwortliche, kreative Arbeit, für die militärische
Befehlsstrukturen nur bedingt Raum lassen. Angesichts der hohen
Abbrecherquote und unbesetzter Planstellen ist längst nicht mehr
klar, wie die Truppe von morgen aussehen wird. Eine Bundeswehr aber,
die irgendwann nur noch Rambo-Charaktere anzieht oder zur
Prekariatsarmee wird, kann niemand wollen. Der Rückzug aus
Afghanistan und die damit sinkende Einsatzbelastung öffnen der
Ministerin nun ein Zeitfenster, um den schwierigen inneren Reformen
mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Auch von der Leyen weiß, dass Dienst
und Familie sich im Soldatenberuf noch schwerer in Einklang bringen
lassen als anderswo. Besser als bisher aber geht es schon. Das wird
sich auszahlen, wenn die Politik die Bundeswehr in den nächsten
Einsatz schickt.
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