29.06.2013 00:17:58

Badische Neueste Nachrichten: Trügerische Gewissheit

Karlsruhe (ots) - Politiker sonnen sich gerne im Lichte glänzender Umfragewerte - für die Union allerdings wird das demoskopische Dauerhoch allmählich zu einer strategischen Last. In dem Moment, in dem die eigenen Anhänger den Eindruck haben, die Wahl sei schon gelaufen, schwindet auf ebenso subtile wie verhängnisvolle Weise ihre Motivation für den Wahlkampf. Wer dagegen das Gefühl hat, dass tatsächlich noch jede Stimme zählt, lässt in seinem Engagement nicht so leicht nach, sondern kniet sich erst recht rein. Bei Umfragewerten von 43 Prozent wie jetzt im ZDF-Politbarometer sieht Angela Merkel natürlich wie die sichere Siegerin der Bundestagswahl aus. Die Gewissheit, die solche Zahlen suggerieren, ist allerdings trügerisch, da hat SPD-Chef Sigmar Gabriel schon recht. Knapp drei Monate vor der Wahl hat die Union ihr Potenzial nahezu komplett ausgereizt, sie kann kaum noch Wähler dazugewinnen, aber noch jede Menge Sympathisanten verlieren. Ihr Risiko, zu scheitern, ist so gesehen nicht geringer als das der SPD. Umgekehrt haben die Sozialdemokraten noch reichlich Luft nach oben. Ob sie am Ende tatsächlich in Sichtweite der 30 Prozent oder gar darüber kommen, wird auch davon abhängen, wie ihre Protagonisten in den kommenden Wochen miteinander klarkommen. Dass der Wähler innerparteilichen Streit nicht schätzt, belegt ein Blick auf die aktuellen Umfragedaten. Zwei Prozentpunkte hat die SPD nach dem öffentlich gewordenen Zwist zwischen Gabriel und seinem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück eingebüßt - außerdem ist der Vorsprung der Kanzlerin im persönlichen Vergleich mit ihrem Herausforderer weiter gewachsen. Dass es bei der Bundestagswahl Ende September noch einmal knapp reicht für Schwarz-Gelb ist damit deutlich wahrscheinlicher als ein Triumph von Rot-Grün - zumindest bis zum nächsten Politbarometer.

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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de

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