06.01.2014 22:49:58
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Badische Neueste Nachrichten: Super-Gedenkjahr
Karlsruhe (ots) - So nah - und doch so fern. Gerade einmal 14
Jahre ist es her, dass die Menschen rund um den Globus in der
Silvesternacht des Jahres 1999 das Ende des unheilvollen 20.
Jahrhunderts feierten und mit großen Hoffnungen das neue Jahrtausend
begrüßten - was zwar mathematisch nicht korrekt war, doch der
Symbolkraft des Zahlenwechsels entsprach. Mit gigantischen
Feuerwerken sollten die bösen Geister der Vergangenheit endgültig
vertrieben und der Aufbruch in ein neues, besseres Zeitalter bejubelt
werden. Europa, das zweimal Schauplatz verheerender Kriege und
blutiger Schlachten war und auf dessen Boden es Völkermorde,
Bürgerkriege und Vertreibungen mit Millionen Toten gegeben hatte, war
dabei, mit einer neuen Währung noch enger zusammenzurücken und den
Fluch der Geschichte zu überwinden. Mit dieser Vergangenheit wollte
man nichts mehr zu tun haben, sie war weit weg. Eine andere Zeit. 14
Jahre später kehrt die Erinnerung umso mächtiger zurück. Das 20.
Jahrhundert ist vorbei, und doch präsent, in diesem Jahr wird es kein
Entrinnen geben. 2014 ist das Jahr des Super-Gedenkens, da sich die
Schicksalstage des Millenniums jähren: Vor 100 Jahren, am 28. Juni
1914, löste die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz
Ferdinand den Ersten Weltkrieg aus, vor 75 Jahren, am 1. September
1939, überfiel die deutsche Wehrmacht Polen, Auftakt des Zweiten
Weltkrieges, und vor 25 Jahren, am 9. November 1989, fiel die
Berliner Mauer, womit die bipolare Nachkriegsordnung mit der Teilung
Deutschlands und Europas zu Ende ging. Es sind nur drei Daten, wie an
einer Perlenkette aufgereiht, und doch bündelt sich in ihnen das
Schicksal des 20. Jahrhunderts, das der britische Historiker Eric
Hobsbawm das "Zeitalter der Extreme" genannt hat, wie in einem
Brennglas. Europa, der Kontinent der Aufklärung und der
Menschenrechte, wurde zum Ort, an dem die großen Ideologien wie
Nationalismus, Faschismus und Kommunismus ihre blutigen Kämpfe um die
Vorherrschaft austrugen, ohne Rücksicht auf Verluste, bis sie selbst
zugrunde gingen. Durch das gesamte Jahrhundert zieht sich eine Spur
der Verfolgung und der Vernichtung, der Ausrottung und des Leides.
Und Deutschland, die zu spät gekommene Nation in der Mitte Europas,
stand immer mittendrin, war Hauptakteur und Aggressor. Deutsche waren
Täter, die unermessliche Schuld auf sich luden, aber auch Opfer, die
bitter für die Verbrechen ihrer Führung zahlen mussten. Und das Land
hat seine Lektion gelernt, hat sich zu seiner Schuld bekannt und die
Konsequenzen daraus gezogen. Die Geschichte der europäischen
Integration wäre ohne die Katastrophen der beiden Weltkriege und des
Völkermordes an den europäischen Juden unvorstellbar. An all das wird
in diesem Jahr dutzendfach, hundertfach erinnert werden, in Büchern,
Filmen und Ausstellungen, Reden und Gedenkfeiern. Schon stapeln sich
in den Buchhandlungen die Neuerscheinungen, es droht ein medialer
Overkill. Und dennoch ist die Erinnerung unverzichtbar, weil sich
jede Generation aufs Neue mit diesen traumatischen Ereignissen
auseinandersetzen und ihre Schlüsse daraus ziehen muss. "Das
Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen", wusste
schon William Faulkner. Allenfalls der Blick ist ein anderer, weil
sich mit der Zeit manche Fragestellung ändert oder bisher
unumstößliche Feststellungen neu bewertet werden. Nichts aber ändert
sich daran, aus dem Geschehenen zu lernen und alles zu tun, um die
Fehler von einst nicht zu wiederholen. Es gibt immer Alternativen.
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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de
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