Badische Neueste Nachrichten: Keine Garantie

Karlsruhe (ots) - Als zu Beginn des Jahres eisige Temperaturen herrschten, lag Deutschland noch tief im Winterschlaf. Stagnierende Auftragslage bei den Unternehmen, keine Impulse aus der Wirtschaft, die Industrie zurückhaltend. Doch dann, pünktlich mit den ersten warmen Frühlingstagen, erwacht die Bundesrepublik aus ihrer Lethargie: Die Konjunktur kommt in Schwung, die Arbeitslosenzahlen gehen runter - die guten Nachrichten reißen nicht ab. Gestern dann der vorläufige Höhepunkt: Mitten in der Schuldenkrise präsentiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble einen Haushaltsüberschuss von 8,5 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2013. Doch statt sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, müssen die Regierungsvertreter in Berlin einsehen, dass dies nur eine trügerische Momentaufnahme ist. Wer jetzt mit dem Finger auf die kriselnden Länder Südeuropas zeigt und ihnen mangelnde Sparkompetenz vorwirft, verkennt die Lage. Denn es gibt keine Garantie, dass für Deutschland die aktuell rosigen Zeiten für immer fortbestehen. Daraus ergibt sich die Marschroute für die Zukunft. Der eingeschlagene Weg, der mit der Agenda 2010 unter Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder begann, muss konsequent fortgesetzt werden. Denn auch deshalb stehen die deutschen Unternehmen im EU-weiten Vergleich blendend da, sind Produkte aus der Bundesrepublik weltweit gefragt und herrscht derzeit Entspannung auf dem Arbeitsmarkt wie selten zuvor. Anders sähe es wohl aus, wenn damals versucht worden wäre, ausschließlich über den Konsum die Wirtschaft anzukurbeln - etwa durch Steuererleichterungen, wie sie momentan wieder im Gespräch sind. Vielmehr muss jetzt der Staatshaushalt saniert werden, solange der Platz an der Sonne noch nicht von Wolken verdeckt wird. Von Konjunkturprogrammen etwa profitiert nur ein kleiner Teil der Gesellschaft. Stattdessen muss weiter gespart werden, zum Wohle aller. Denn eins ist ganz sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt.

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