20.02.2014 22:37:59

Badische Neueste Nachrichten: Der Staat schaut zu - Kommentar von Tobias Ro

Karlsruhe (ots) - Steht ein Geldspielautomat in einem Casino, dann ist das Glücksspiel. Steht derselbe Automat in einer Kneipe, dann ist es Vergnügen und Unterhaltung. Alles klar? Nein, natürlich nicht, das ist nämlich völlig unverständlich, aber per Gesetz in Deutschland so geregelt. Es ist nur einer von vielen Widersprüchen im breiten Themenfeld des Glücksspiels, das sich eigentlich seit Jahren in einem rechtlich ziemlich schwammigen Raum bewegt. Begonnen hat das Drama damit, dass der sogenannte Glücksspielstaatsvertrag, der hierzulande einheitliche Bedingungen für Glücksspiele schaffen soll, vom Europäischen Gerichtshof kassiert wurde, dem das staatliche Monopol auf Sportwetten in seiner damaligen Ausformung ein Dorn im Auge war. Die Richter erteilten der Politik die Aufgabe, einen neuen Staatsvertrag zu formulieren. Das ist bis heute mehr schlecht als recht geschehen, weil sich die Bundesländer nicht einigen konnten, was in dem Staatsvertrag stehen soll und was nicht. Diese Uneinigkeit hat unter anderem dazu geführt, dass Schleswig-Holstein in Sachen Glücksspiel eigene Wege gegangen ist. Für die Politik ist das ein Armutszeugnis. Insbesondere bei den Sportwetten begnügt sich der Staat mit der Rolle des Zuschauers, während Milliarden Euro an private Wettanbieter fließen. Erstes Ziel der Glücksspielregulierung ist eigentlich die Bekämpfung der Spielsucht. Wenn die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nun darauf verweist, dass gerade Automatenspiele, Internet-Glücksspiele und Sportwetten hohes Suchtpotenzial haben, dann ist das ein Alarmsignal - wenngleich diese Feststellung nicht gerade neu ist. Der Glücksspielmarkt boomt, nur leider außerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Der staatlichen Toto-Lotto-GmbH laufen die Kunden weg, ganz zu schweigen von der Fußballwette Oddset. Für beides finden Zocker im Internet viel attraktivere Angebote. Wettbüros locken zudem in jeder Kleinstadt zuhauf die Spieler an. Eine bundesweite Regulierung ist weiter Fehlanzeige.

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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de

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