11.06.2014 17:52:47
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APA ots news: Wiener Zeitung - Leitartikel von Reinhard Göweil: "AAA in Unverfrorenheit"
Ausgabe vom 12. Juni 2014
Wien (APA-ots) - Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die
Negativ-Aussichten für heimische Banken und Bundesländer am Vorabend
des Regierungsbeschlusses zur Hypo-Abbaubank publiziert. Das zeugt
von einigem Marketinggeschick, aber auch großer Unverfrorenheit.
Die Hypo-Regelung sieht eine Beteiligung von Anleihe-Gläubigern vor,
die auf die Landeshaftung Kärntens hofften. Diese Beteiligung an den
Kosten wird bestenfalls 800 Millionen Euro bringen. Sieben Milliarden
Euro (oder so ähnlich) bleiben am Steuerzahler kleben.
Trotzdem erschüttere diese leise Verteilung der Lasten die
Glaubwürdigkeit in die Bonität der Bundesländer, so die Einschätzung
der Agentur. (Deren Beurteilung beeinflusst den Zinssatz für Schulden
- je negativer, desto höhere Zinsen.)
Wo aber sind die Finanzexperten der Agentur gewesen, als die
heimische Politik noch schlief? Als das Land Kärnten mit zwei
Milliarden Euro Jahresbudget Haftungen für die Hypo in Höhe von 24
Milliarden Euro einging, da wäre eine kräftige Herabstufung der
Kreditwürdigkeit logisch gewesen. Die passierte allerdings nicht.
Die jetzige Regelung zur Abwicklung der Hypo gibt es, um die
Bundesländer weiterhin an der hohen Bonität des Bundes teilhaben zu
lassen. Dafür erhöht die Bundesregierung sogar noch das finanzielle
Risiko, das in den Banken steckt, von derzeit 15 auf 22 Milliarden
Euro. Eine Art gigantischer Überziehungsrahmen für den Finanzminister
quasi und ein nicht hinterfragter Vertrauensvorschuss der
Steuerzahler.
Genau dafür muss sich die Republik Österreich nun von der
Ratingagentur Standard & Poor's anhören, dass sie den
"institutionellen Rahmen des Landes" erschüttere. Überall, wo es noch
Hypos gibt, drohen Bundesländer mehr Geld für die Schulden bezahlen
zu müssen.
Nun ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn die Länder
sparen, doch dazu braucht es eine politische und gesetzliche Reform
in Österreich - und keine Ratingagentur.
Übrigens dieselbe Agentur, die von der US-Regierung geklagt wurde,
weil sie jenen Schrott-Hypotheken Spitzenbonität konstatiert hatte,
die 2007 die Finanzkrise auslösten. Wenn die Republik einen Funken
Selbstachtung hat, müssten die Verträge mit Standard & Poor's
gekündigt werden. Von allen Körperschaften gleichzeitig. Um der
Agentur zu zeigen, dass der "institutionelle Rahmen" der Republik
durchaus intakt ist.
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