28.10.2017 17:27:56
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Anhaltender Wettbewerbsdruck für Europas Airlines / Oliver Wyman-Analyse zur europäischen Luftfahrtbranche
So mancher europäischer Airline Chef dürfte dieser Tag sehnsüchtig nach Nordamerika blicken. Mit American Airlines, Delta Air Lines, Southwest Airlines und United Airlines kontrollieren dort nur vier Anbieter das Geschäft mit Passagierflügen innerhalb des Kontinents. Dem Quartett ist es gelungen, Angebot und Nachfrage so zu balancieren, dass die Luftverkehrsbranche nach Jahren der Verluste heute eine gesunde Profitabilität und einen hohen Innovationsgrad aufweist. Diesseits des Atlantiks können Airlines davon nur träumen. "Auf dem fragmentierten europäischen Markt herrscht nach wie vor eine hohe Wettbewerbsdynamik. Auch wenn es kurzfristig zu einer punktuellen Konsolidierung des Angebots kommen kann, rechnen wir mittelfristig mit einem anhaltend hohen Preisdruck", sagt Björn Maul, Partner bei Oliver Wyman.
Was die Fluggäste freut, stellt die Fluglinien vor neue Herausforderungen: Nach einer aktuellen Analyse von Oliver Wyman bleibt eine Konsolidierung nach amerikanischem Vorbild aus. "Auch die jüngsten Insolvenzen von Air Berlin und Alitalia ändern nichts am hohen Wettbewerbsdruck", sagt Maul. Zwar werden sich nach der Pleite von Air Berlin Marktanteile zugunsten der Lufthansa-Tochter Eurowings sowie Easyjet verschieben - die Unternehmen wollen jeweils Teile der Air-Berlin-Flotte übernehmen und vor allem in Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und Hamburg wachsen. "Dieser Schritt ist aber bestenfalls eine Teilkonsolidierung ohne größere Auswirkung auf den Wettbewerb", erläutert Maul.
Kapazität wächst stärker als das Passagieraufkommen
Über 40 Fluglinien werben aktuell in Europa um Passagiere im
innereuropäischen Geschäft. Vor allem die Billigflieger setzen auf
Expansion durch Flottenausbau, was die Konkurrenzsituation
verschärft. Laut Oliver Wyman-Analyse werden die Airlines in Europa
bis 2022 ihre Flotten um 600 Flugzeuge auf dann 5700 Stück erweitern
ein Plus von 12 Prozent. "600 zusätzliche Flugzeuge - das wäre etwa
die doppelte Größe der Flotte, die der Low-Cost-Carrier Easyjet
aktuell in der Luft hat", sagt Maul.
"Die neuen Flugzeuge sind im Schnitt größer als die aktuellen Maschinen, damit steigt die Gesamtkapazität noch stärker - aktuell schätzen wir die Steigerung bis 2022 auf etwa 25 Prozent", sagt Maul. "Das Luftfahrtgeschäft in Europa ist von Marktirrationalitäten geprägt, denn dem Aufbau der Kapazitäten von 4,9 Prozent pro Jahr steht laut ICAO nur ein Nachfragewachstum von 2,5 Prozent jährlich gegenüber." Diese Differenz wird den Preisdruck erhöhen.
Billigflieger streben in die Zentren
Speziell an großen deutschen Flughäfen erwartet Maul verschärfte Konkurrenz. In Berlin und Düsseldorf etwa besetzte Air Berlin Mitte 2017 im innereuropäischen Verkehr noch Angebotsanteile von 49 beziehungsweise 35 Prozent und hielt dabei attraktive Start- und Landerechte. "Die neu vergebenen Air-Berlin-Kapazitäten werden zu einer Umverteilung des Angebots hin zu einer noch stärkeren Präsenz von Billigflug-Anbietern in den deutschen Zentren führen", sagt Maul. Das entspricht einem generellen Trend: Billigflug-Anbieter orientieren sich hin zu den größeren Flughäfen, wo der Zugang zu Start- und Landerechten strategisch wichtig ist.
Aktuell sieht Luftfahrtexperte Maul reine Billiganbieter wie
Ryanair und Easyjet, die ihren Umsatz zwischen 2013 und 2016 um
durchschnittlich zehn beziehungsweise drei Prozent pro Jahr steigern
konnten, im Vorteil gegenüber Netzwerk-Carriern mit Low-Cost-Töchtern
wie Lufthansa, Air France-KLM oder IAG. "Die reinen Low-Cost-Carrier
haben Vorteile bei der Kostenstruktur und zeigen eine höhere
Geschwindigkeit bei Produktinnovationen", so Maul. "Allerdings
kämpfen sie zunehmend mit Knappheit beim Flug- und technischem
Personal. Das könnte die geplanten Flottenexpansionen und
modernisierungen erschweren."
Weitere Übernahmen und Zusammenschlüsse sind laut Maul in den nächsten Jahren wahrscheinlich. "Diese Konsolidierung wird sich allerdings auch in Zukunft deutlich langsamer vollziehen als in Nordamerika", sagt Maul und verweist auf die dort entspanntere Situation: "In Nordamerika sehen wir deutlich moderatere Wachstumsraten." Das zeige sich auch an der Zahl der Flugzeug-Neubestellungen für den Passagierflugverkehr innerhalb des Kontinents. Die Experten von Oliver Wyman erwarten etwa 230 zusätzliche Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge bis 2022. Das entspricht einem Zuwachs von gerade einmal 3,5 Prozent - deutlich gemäßigter als in Europa.
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Pressekontakt: Maike Wiehmeier Communications Manager DACH Oliver Wyman Tel. +49 89 939 49 464 Mobil: +49 175 290 5074 maike.wiehmeier@oliverwyman.com
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