10.03.2025 05:02:00

Anbieter warnt: Europa bei Cloud-Infrastruktur von USA erpressbar

Der Chef des österreichischen Cloud-Anbieters Anexia, Alexander Windbichler, drängt Europa zu mehr Souveränität im IT-Bereich. Die Wirtschaft und Gesellschaft in der EU sei abhängig von den Clouds der drei US-Konzerne Microsoft, Amazon und Google. Unter der Präsidentschaft Donald Trumps sei diese Abhängigkeit eine Erpressbarkeit geworden, so Windbichler im Gespräch mit der APA. "Trump könnte hergehen und sagen: Macht das, was wir wollen oder wir drehen euch die Cloud ab".

Wie sehr die USA unter Trump Abhängigkeit ausnutzen, sehe man derzeit am Beispiel der Ukraine, sagte Windbichler. Er ist seit kurzem im Vorstand des CISPE, die europäische Interessensvertretung für Cloud-Anbieter in Brüssel. Größter Hebel für mehr Unabhängigkeit im Digitalbereich ist für Windbichler das Wettbewerbsrecht. "Marktbeherrschende Software muss auch auf europäischen Cloud-Anbietern ohne Abhängigkeit zu den Softwareanbietern zu fairen Preisen betreibbar sein", den Rest regle dann der Markt, so Windbichler. Die US-Konzerne müssten also dazu verpflichtet werden, dass ihre Software auch auf externen Servern laufe.

Derzeit sei es anders, selbst wenn die Rechenzentren in Europa stehen, könnten Clouddienste von den USA aus deaktiviert werden. "Und dann fährt in Europa kein Zug mehr, wird keine Post mehr zugestellt und es geht kein Geldverkehr mehr." Die Auswirkungen wären ähnlich groß wie bei einem Blackout, einem mehrere Stunden oder Tage andauernden großflächigen Stromausfall. Auch wenn sie nicht sichtbar sei, gehöre die Cloud genauso wie das Stromnetz oder Krankenhäuser zur kritischen Infrastruktur.

Anexia zählt mit rund 400 Mitarbeitern, 210.000 Kunden und einem Jahresumsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich zu den größeren österreichischen Cloud-Dienstleistern. Um die Stromkosten abzufedern, kaufte das Unternehmen in der Steiermark zwei Kleinwasserkraftwerke und baut derzeit in Niederösterreich einen Photovoltaik-Park. Mit einer Erzeugungsleistung von zusammen 2,2 Megawatt (MW) decke man so einen Großteil des Strombedarfs des Rechenzentrums in Wien ab. Hauptsitz des Unternehmens ist in Klagenfurt.

pro/cri

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