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28.07.2013 19:38:58

Allgemeine Zeitung Mainz: Machtkampf / Kommentar zu Siemens von Stefanie Widmann

Mainz (ots) - Er hat ihn geholt, und er hat ihn nach extrem hitzigen Debatten im Aufsichtsrat am Wochenende auch geschasst. Siemens-Oberkontrolleur Gerhard Cromme blieb nach Wochen voller Pleiten, Pech und Pannen keine andere Wahl, als durchzusetzen, dass der bei der Belegschaft nie wirklich angekommene Konzernchef Peter Löscher vor die Tür gesetzt wird, schließlich steht er selbst längst in der Kritik. Mit Finanzvorstand Joe Kaeser soll wieder ein Eigengewächs die Zügel in die Hand nehmen, für viele Siemensianer eine Genugtuung. Trotzdem sollten sie nicht vergessen, dass Löscher sich Verdienste erwoben hat:Als der erste externe Chef 2007 seinen Posten antrat, lastete auf dem Technologieriesen eine Schmiergeldaffäre - der Kärntner bereinigte sie höchst professionell und machte Siemens zu einem Vorbild in Sachen Korruptionsbekämpfung. Zudem führte er den Konzern im Bereich Umwelttechnologien an die Weltspitze. Die Wende kam mit seiner zweiten Amtszeit, als vor zwei Jahren sein Vertrag vorab bis 2017 verlängert wurde. Plötzlich fehlte dem Österreicher der Weitblick, er schätzte Entwicklungen falsch ein, ließ Visionen vermissen. Bis zuletzt habe der 55-Jährige um seinen Job gekämpft, heißt es, aber die Fakten sprachen gegen ihn, die jüngste Gewinnwarnung war letztlich der Tropfen auf den heißen Stein und brachte den Machtpoker in den Gremien richtig in Fahrt. Die 350000 weltweiten Siemensianer werden die angekündigte Inthronisierung Kaesers als positives Signal werten. Klar ist aber auch: Nicht nur Löscher machte Fehler, auch Kaeser gehört seit 2006 dem Vorstand an, der den Megakonzern weiterhin führt. Und auch dem Aufsichtsrat fehlt es an Stärke. Mit einem Rauswurf ist der Münchner Großkonzern noch lange nicht wieder auf der Erfolgsspur.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Wolfgang Bürkle Newsmanager Telefon: 06131/485828 online@vrm.de

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