22.08.2013 19:47:59

Allg. Zeitung Mainz: zur NSU-Affäre / Systemversagen

Mainz (ots) - Die Geschichte der NSU-Terrorzelle ist die Geschichte eines kompletten Systemausfalls. Nicht einzelne Verfassungsschützer haben versagt, sondern der Apparat als Ganzes. Ein Umzug von einem Bundesland in ein anderes genügte, um das rechtsextreme Mord-Trio aus dem Blick der Fahnder verschwinden zu lassen. Und das fiel noch einmal leichter, weil die Arbeit der Ermittler - um es milde zu formulieren - nicht frei von Vorurteilen war. Allein der Verdacht, dass es in den Sicherheitsbehörden strukturell ausgeprägt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geben könne, ist verheerend. In dieser Pauschalität trifft er mit Sicherheit nicht zu. Dennoch - und das ist die erste Konsequenz, die jetzt zu ziehen ist - müssen die zuständigen Stellen jeden, aber auch wirklich jeden Verdacht ausräumen, dass schwarze Schafe die Arbeit des gesamten Systems torpedieren könnten. Und zwar nicht durch Fensterreden, sondern durch ihre Arbeit. Die zweite Lehre reicht viel tiefer. Sie betrifft uns alle, wollen wir vor den Angehörigen der Opfer und allen, die jetzt auf Deutschland schauen, glaubwürdig sein. Wir müssen selbst dafür sorgen, dass Rechtsextremismus keine Chance hat. Das beginnt mit Präventionsarbeit bei jungen Menschen, endet dort aber nicht. Auch im Alltag der Erwachsenen ist die Grenze zwischen Zulässigem und gefährlichem Ungeist schnell überschritten. Wie sehr sich jeder immer wieder neu sauber verorten muss, zeigt die aktuelle Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen. Aber nicht nur sie. Der üble Boden, auf dem Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos agieren konnten, wurde in Kinderzimmern, Gaststätten und Konzertsälen bereitet. Mitten unter uns also. Das unglaubliche Versagen der Behörden kam erst danach.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Christina Eickhorn Newsmanagerin Telefon: 06131/485932 online@vrm.de

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