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18.02.2015 19:37:58

Allg. Zeitung Mainz: Zornesröte / Kommentar zu Griechenland

Mainz (ots) - Das Schlimmste an der Griechenland-Krise ist, menschlich betrachtet, dies: Es wird diejenigen am schlimmsten treffen, die am wenigsten Schuld tragen, die kleinen Leute. Es gibt sie tatsächlich. Sie sind das Gegenteil jener Hellenen, die ihre satten Euro-Konten längst geräumt und das Geld in Sicherheit gebracht haben. Man könnte nun tadelnd anmerken, dass auch die kleinen Leute in Griechenland jene Athener Regierung gewählt haben, die derzeit mit einer kriminellen Mischung aus Unverschämtheit und Dilettantismus so tut, als wüsste sie, was verantwortungsvolle Politik bedeutet. Andererseits ist es manchmal lehrreich, wenn bestimmte Regierende am Ruder sind, weil nur dann offenbar wird, dass sie in Wahrheit Nichtskönner sind. Das gilt keineswegs nur für Griechenland. Prognose: Griechenland wird jetzt nicht pleitegehen. Aber es ist inständig zu hoffen, dass die Insolvenz nicht zu Bedingungen vermieden wird, die alle, außer Griechenland, wie Deppen dastehen lassen. Wie sollten die Regierungen Estlands, Lettlands oder der Slowakei ihren Landsleuten erklären, dass sie für die Griechen Entbehrungen tragen müssen, obwohl deren Pro-Kopf-Einkommen höher ist als das eigene? Wie müssten sich Spanier und Portugiesen vorkommen, deren Anstrengungen einiges zum Besseren wendeten? Und dem deutschen Steuerzahler ist es nicht zu verübeln, wenn ihm die Zornesröte ins Gesicht steigt, weil seine Lebensversicherung zum Teufel geht - und auch, weil ihn die ewigen Nazikarikaturen in Athen anwidern. Langfristig ist nur eines klar: Geldpolitik mit der Notenpresse, wie derzeit, darf keine Zukunft haben. Wenn gut gemeinte Reformappelle nichts fruchten, bleibt womöglich doch nur eine Aufsplittung des Währungsraums.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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