Allg. Zeitung Mainz: Nur eine Chance / Kommentar zur Terrorbekämpfung, von Lars Hennemann

Mainz (ots) - Die Kernfrage, der sich alle freien Länder der Welt zurzeit stellen müssen, ist diese: Wie begegnet man einem blitzartig und überall aufgezwungenen Konflikt? Mit der Logik eben dieses Konfliktes, auf die Gefahr hin, dass alles nur noch schlimmer wird? Oder zurückhaltender, auf die Gefahr hin, dass das als Zeichen von Schwäche gedeutet wird? Dass Paris noch nicht das Ende war, ist prophezeit worden. Die Ereignisse in Mali belegen es. Und Europa ist schwach. Woher rührt diese Schwäche? Zum einen gibt es keine Antwort auf die Radikalisierung von Migranten und Konvertiten. Mit diesem gesamtgesellschaftlichen Thema darf man die Polizei nicht alleine lassen. Zum anderen ist die Abstimmung zwischen den Sicherheitsbehörden fahrlässig schlecht. Das ist keineswegs nur ein grenzüberschreitendes Problem oder eine Spezialität Belgiens, das in Brüssel sechs Polizeiapparate beschäftigt, ohne dass diese der mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Attentate habhaft werden konnten. Auch Deutschland hat zu oft erleben müssen, dass Abstimmungen zwischen Bundesländern mitunter schwieriger sind als das Aufstellen ganzer Friedenspläne. So gesehen sind die Beschlüsse der EU zur Schaffung konzertierter Kontrollen auch der eigenen Bürger genau richtig. Trauergesänge auf Schengen gehören - natürlich nur vorübergehend - in den Elfenbeinturm. Es ist eine hundert mal klügere Reaktion als die sinnlosen Vergeltungsaktionen der französischen Luftwaffe. IS will uns auf das Spielfeld des Krieges locken, weil die Mörder nur dort gewinnen können. Deshalb müssen wir wachsam und wehrhaft sein, aber dürfen uns nicht von Hass und Rache den Blick auf kühle Konzepte verstellen lassen, die unsere einzige echte Chance im Kampf gegen IS sind.

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