14.08.2017 23:03:56

Allg. Zeitung Mainz: Neue Besen / Kommentar von Friedrich Roeingh zum neuen Mainzer Bischof

Mainz (ots) - Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Im Fall des Bistums Mainz muss der neue Besen, der designierte Bischof Peter Kohlgraf, gut kehren. Sein wortgewaltiger Vorgänger, Kardinal Lehmann, hat mit seiner intellektuellen Autorität den Ruhm des Bistums über Jahrzehnte hinweg gemehrt. Dringend notwendige Strukturreformen ist Lehmann in den vergangenen fünf bis zehn Jahren allerdings nicht mehr angegangen. Kohlgraf hat erkannt, dass der eklatante Priestermangel und die weiter zunehmende Zahl der Kirchenaustritte das Bistum zu zügigen Strukturreformen zwingen. Und er hat wahrgenommen, dass die Nachbarbistümer in diesem Prozess Mainz bereits enteilt sind. Kohlgraf hat sich allerdings gegen den basisdemokratischen Weg des Trierer Bischofs Ackermann entschieden, der über Jahre hinweg eine eigens einberufene Synode die dortige Strukturreform hat entwickeln lassen. Gut so, denn das Trierer Modell mit riesigen Supergemeinden erscheint wenig nachahmenswert. Kohlgrafs Unterscheidung zwischen ländlichen Räumen (die an Gemeindezusammenlegungen nicht vorbeikommen werden) und städtischen Räumen (die einer Belebung durch neue spirituelle Angebote der Kirchen harren), ist absolut sinnfällig. In beiden Fällen ist Kohlgrafs Botschaft eindeutig: Eine Strukturreform der katholischen Kirche im Bistum Mainz würde ohne ein stärkeres Engagement aufseiten der Gläubigen nur eines bedeuten: Abbau von Angeboten. Von heute an dürfen sich alle aktiven Mitglieder der katholischen Kirchengemeinden fragen, was sie persönlich bereit sind, zur Belebung ihrer Kirche beizutragen. Keine prickelnde Botschaft des neuen Hirten, aber eine ehrliche.

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