23.06.2013 19:56:58

Allg. Zeitung Mainz: Fehler im System / Kommentar zur Arbeitslosenvermittlung

Mainz (ots) - War da was? Sollten mit den Arbeitsmarktreformen der Regierung Schröder nicht vor allem Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden? Fordern und fördern hieß die schöne, eingängige Formel, mit der nicht nur härtere Sanktionen gegen Vermittlungsverweigerer begründet, sondern auch Anspruch und Arbeitsweise der Arbeitsagenturen grundlegend überarbeitet wurden. Das Ergebnis gleicht der mancher Strukturreformen: Alle möglichen Prozesse wurden irgendwie einmal umgedreht. Die Absichten, die hinter der Reform standen, sind damit aber noch lange nicht erfüllt. Und es gehört auch zur Ironie dieser Geschichte, dass es ausgerechnet das System der Zielvorgaben ist, das zu eklatanten Fehlsteuerungen führt. Im Gesundheitssystem lassen sich ähnliche Verwerfungen beobachten. Wenn nun die Arbeitsagenturen die Übernahmen von Auszubildenden durch ihre Unternehmen als Vermittlungserfolge zählen, mag man das noch als lässliche Sünde ansehen. Was macht es für einen Unterschied, ob die Arbeitsvermittler bundesweit ihre Ergebnisse so um ein paar Prozentpunkte aufbessern? Wenn aber Langzeitarbeitslose in den Agenturen offenbar systematisch hintanstehen, weil der Aufwand für ihre Betreuung die "Erfolgsergebnisse" trüben könnte, kann und darf das nicht so bleiben. Diese Praxis konterkariert nicht nur die Ziele der Arbeitsmarktreformen. In Zeiten des demografischen Wandels sind wir sogar darauf angewiesen, auch schwierigere Vermittlungsfälle wieder in Lohn und Brot zu bekommen. Das setzt allerdings auch voraus, dass Arbeitgeber den Agenturen nicht von vornherein das Signal geben: "Schickt uns keine Langzeitarbeitslosen."

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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