Allg. Zeitung Mainz: Danke, Marco! / Kommentar zu Marco Reus

Mainz (ots) - Müssen Sportler Vorbilder sein? Nein, nicht unbedingt. Aber dann dürfen auch Funktionäre (und Politiker, die sich gerne im Glanz des Sports sonnen) nicht länger bei jedweder Gelegenheit von der großen sozialen und gesellschaftlichen Bedeutung des Sports schwadronieren. Wenn der Sport eine Welt sein darf, in der nicht jeder vor dem Gesetz gleich ist, sondern in der vielmehr jeder halbwegs prominente Ego-Shooter tun und lassen kann, was er will, dann ist das mit der gesellschaftlichen Bedeutung nur Geschwätz. Und wenn nicht - dann müssen Sportler eben doch Vorbilder sein. So einfach ist das, und so einfach liegt auch der Fall Marco Reus. Die bisherige Aufarbeitung lässt nichts Gutes erhoffen. Eine knappe Entschuldigung - und das soll es dann gewesen sein? Bei Reus muss man sich nur die Frage stellen, ob er lediglich nicht erwachsen ist oder doch unfassbar dreist. Die Tatsache, dass er einen gefälschten niederländischen Führerschein mit sich führte, lässt auf Letzteres schließen. Marco Reus ist ein herausragender Fußballer, und das soll er auch in Zukunft gerne und hoffentlich noch lange sein. Er muss jetzt nicht jahrelang in Sack und Asche gehen, aber glaubhaftere Reue wäre schon angebracht. Und sein Verein, sein Sponsor Opel und der DFB sind der Gesellschaft mehr schuldig als ein paar gestanzte Solidaritätsfloskeln. Es sei denn, auch ihnen ist das mit dem Vorbild sein nicht so wichtig. Alle Eltern, die versuchen, ihren Kindern noch irgendwie so etwas wie Werte zu vermitteln, werden sich bei ihnen und Marco Reus ganz herzlich bedanken.

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