Dow Jones
15.06.2015 19:47:40
|
Aktien New York: Minus eingedämmt - Aber 'Pessimismus wegen Griechenland steigt'
NEW YORK (dpa-AFX) - Die anhaltenden Sorgen wegen Griechenland haben am Montag auch die Anleger an der Wall Street nicht kalt gelassen. Zwar dämmten die wichtigsten Börsenindizes ihre Verluste etwas ein. Doch der Pessimismus selbst mit Blick auf eine kurzfristige Lösung scheine jeden Tag zuzunehmen, kommentierte Marktanalyst Michael Hewson vom Wertpapierhändler CMC Markets UK die Ängste vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit"). Das hatte schon am Freitag die amerikanischen und stärker noch die europäischen Börsen belastet.
Diese Entwicklung setzte sich nach dem Wochenende fort: Zuletzt sank der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) noch um 0,64 Prozent auf 17 784,13 Punkte. Für den marktbreiten S&P-500-Index (S&P 500) ging es um 0,46 Prozent auf 2084,46 Punkte nach unten und der technologielastige Auswahlindex NASDAQ 100 fiel um 0,58 Prozent auf 4428,18 Punkte zurück.
Die Verhandlungspartner im griechischen Schuldendrama seien offenbar weiter als je zuvor von einer Einigung entfernt, befürchtet Experte Hewson. Nach dem vorläufigen Abbruch der Gespräche verlangt der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger einen Notfallplan für den Fall, dass eine Einigung über ein Reformpaket endgültig scheitert. Dann werde Griechenland zum 1. Juli "Notstandsgebiet", sagte er. Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnte: "Die Zeit läuft ab, die Wahrscheinlichkeit, dass keine Lösung gefunden wird, steigt von Tag zu Tag." Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis dringt auf einen Schuldenerlass.
Die Zeit für Griechenland wird immer knapper, will es mit EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) noch bis zum 30. Juni eine Einigung über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielen. Voraussetzung ist ein verbindliches Reformprogramm Athens. Bis Monatsende muss Athen 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen. Ein Vermittlungsversuch von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker war am Sonntagabend gescheitert. EZB-Chef Mario Draghi sieht nun Athen am Zug.
Zumindest von den überwiegend schwachen Konjunkturdaten gab es für die US-Börsen am Montag keinen Gegenwind. Der Empire-State-Index, der die Stimmung in der Industrie des US-Bundesstaats New York misst, trübte sich im Juni überraschend ein. Entgegen den Erwartungen rückläufig entwickelte sich auch die Industrieproduktion, die im Mai den zweiten Monat in Folge zurückging. Lediglich der NAHB-Hauspreisindex stieg deutlicher als prognostiziert.
Die Industriedaten sprechen nach Einschätzung der Helaba-Experten gegen eine baldige Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed. Deren Politik des billigen Geldes war in den vergangenen Jahren der wichtigste Kurstreiber an den Aktienmärkten weltweit, da festverzinsliche Wertanlagen in diesem Umfeld kaum eine Rendite abwerfen.
Unter den Einzelwerten büßten United Technologies trotz der geplanten Trennung von der Hubschraubertochter Sikorsky 2,44 Prozent ein - dies bedeutete den letzten Platz im Dow. Der Industriekonzern will bis Ende September über einen Verkauf oder einen Börsengang entscheiden.
In Medienberichten werden unter anderem die Luftfahrt- und Rüstungskonzerne Boeing, Lockheed Martin (lastminutecom) und Airbus (Airbus Group (ehemals EADS)) sowie der zum Textron-Konzern gehörende Hubschrauber-Konkurrent Bell Helicopter als Kaufinteressenten gehandelt. Deren Aktien gaben durch die Bank ebenfalls nach.
Der chinesische Internetkonzern Alibaba will unterdessen mit einem eigenen Videostreaming-Angebot in China punkten. Die in New York gelisteten Papiere von Alibaba hielten sich mit minus 0,15 Prozent besser als der Markt, während die Aktien des US-Streamingprimus Netflix 1,92 Prozent verloren.
Im Rohstoffsektor sorgten schwache Metallnotierungen für Kursabschläge. Der Kupferpreis war auf den tiefsten Stand seit fast drei Monaten gesunken - entsprechend verloren die Aktien von Southern Copper 1,95 Prozent an Wert.
Dagegen stemmten sich AIG (American International Group (AIG)) mit satten Kursgewinnen von 2,38 Prozent als einer der besten S&P-500-Werte gegen den Trend. Der Prozess um die staatliche Rettung des Versicherungsriesen endet ohne Schadensersatz für den klagenden Ex-Chef Maurice "Hank" Greenberg. Die USA hätten ihre Kompetenzen bei der milliardenschweren Hilfsaktion während der Finanzkrise allerdings überschritten, urteilte Richter Thomas Wheeler./gl/men
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!