MDAX
19.02.2013 18:07:33
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AKTIE IM FOKUS 3: Kabel Deutschland sehr schwach - Tele Columbus-Kauf geplatzt
FRANKFURT (dpa-AFX) - Kabel Deutschland haben am Dienstag nach der geplatzten Übernahme von Tele Columbus sehr schwach notiert. Die Papiere des Kabelnetzbetreibers gingen als Schlusslicht im MDAX (MDAX) mit minus 5,45 Prozent auf 67,37 Euro aus dem Handel. Der Index mittelgroßer Werte rückte zugleich um 1,28 Prozent vor. Am Vortag waren die Papiere nach neuen Berichten über wohl immer konkretere Akquisitionspläne des britischen Mobilfunkriesen Vodafone noch um mehr als vier Prozent gestiegen.
Das Bundeskartellamt werde die Akquisition von Tele Columbus wohl untersagen, hatten die Unterföhringer am späten Montagabend mitgeteilt. In einer vorläufigen Einschätzung habe das Bundeskartellamt die angebotenen Netzveräußerungen als unzureichend bewertet. Hintergrund ist ein Streit zwischen dem Kabelnetzbetreiber und der Behörde über das Ausmaß des Rückzugs von Kabel Deutschland aus Ostdeutschland. Das Unternehmen werde nun den Fokus auf Wachstum ohne Übernahmen legen.
ANALYSTEN: KURSRISIKO WEGEN VODAFONE-SPEKULATIONEN BEGRENZT
Aus operativer Sicht sei das Scheitern der Transaktion negativ, schrieb Investmentanalyst Stefan Borscheid von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einer Studie. Gleichzeitig sieht der Experte nun aber Spielraum für eine höhere Dividende. Kabel Deutschland hatte sich bereits Liquidität für den Deal gesichert. Zudem rechnet er mit einem Rückgang der Nettoverschuldung sowie einem deutlich steigenden Free Cashflow in den kommenden Jahren. Borscheid sieht das Kursziel bei 55 Euro und beließ die Einstufung auf "Halten".
Karsten Oblinger, Analyst bei der DZ Bank, zeigte sich in einem Kommentar überrascht vom Zeitpunkt und Inhalt der Nachricht. Aufgrund der Spekulationen über eine Kaufofferte durch Vodafone sollte die Kursreaktion seines Erachtens aber begrenzt bleiben. Dennoch votiert der Experte mit "Verkaufen".
CHANCE AUF KAUFANGEBOT DURCH LIBERTY UNTERSCHIEDLICH BEURTEILT
Auch Analystin Heike Pauls von der Commerzbank und UBS-Analyst Polo Tang halten das Kursrisiko aufgrund der Spekulationen über eine Übernahme durch Vodafone für überschaubar. Die Wettbewerbshüter dürften einer Akquisition eines Kabel-Unternehmens durch einen Telekomkonzern offener gegenüberstehen als bei einer Transaktion zwischen zwei Kabelnetzbetreibern, schrieb etwa Pauls. Dies mache aber gleichzeitig eine Gegenofferte für Kabel Deutschland durch den US-Medienkonzern Liberty Global unwahrscheinlicher. Zudem stehe Vodafone nicht unter hohem Zeitdruck. Bei einem Kursziel von 70 Euro lautet die Einstufung der Commerzbank "Buy". Die UBS bewertet die Aktie mit "Neutral" und einem Ziel von 68 Euro.
Börsenbriefautor Hans Bernecker zufolge ist ein Übernahmeangebot durch Liberty Global hingegen wahrscheinlich. US-Amerikaner orientierten sich nicht an Bewertungsmaßstäben wie dem Kurs/Gewinnverhältnis (KGV), sondern am Marktanteil von Kabel Deutschland am deutschen Markt insgesamt, schrieb der Experte in seinem täglichen Marktkommentar. Als Beispiel führt er die Akquisition von Heinz durch Warren Buffet und die Bewertung des Ketchup-Herstellers an. Andere Fälle zeigten das gleiche Muster: Gekauft würden Unternehmen mit sicheren Marktanteilen oder potenziellen Restrukturierungen - daran orientierten sich die Investoren./mis/ck/he
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