11.12.2014 20:32:58
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Aachener Nachrichten: Keine Ruhmesleistung - Das Tarifeinheitsgesetz ist ein Geschenk an die Arbeitgeber; Ein Kommentar von Joachim Zinsen
Aachen (ots) - Diesen Satz, mit dem Arbeitgeberpräsident Ingo
Kramer gestern das geplante Gesetz zur Tarifeinheit begrüßte, sollten
wir uns wirklich langsam auf der Zunge zergehen lassen: "Kein Betrieb
kann in einer Gruppe von Arbeitnehmern, die dasselbe machen oder Hand
in Hand arbeiten müssen, für den einen Beschäftigten eine
38-Stunden-Woche und für den anderen eine 40-Stunden-Woche
organisieren." Das ist treffend formuliert, aber pure Heuchelei.
Denn von einheitlichen Arbeitsbedingungen, vom Prinzip "gleicher Lohn
für gleiche Arbeit", ist unsere Arbeitswelt inzwischen meilenweit
entfernt. Wer dafür verantwortlich ist? Genau: Kramer und seine
Mitstreiter. Durch die Tarifflucht vieler Unternehmensleitungen,
durch Betriebsauslagerungen und Leiharbeit, durch Werkverträge und
Mini-Jobs, wurden in den vergangenen Jahren Flächentarifverträge
immer weiter ausgehöhlt. Diese Entwicklung zu stoppen, sie zumindest
einzudämmen, wäre in der Tat eine sinnvolle Zielstellung für die
Bundesregierung gewesen. Doch genau das bewirkt ihr
Tarifeinheitsgesetz nicht. Im Gegenteil: Es gibt Befürchtungen, dass
die Pläne der Koalition die Arbeitswelt sogar weiter zersplittern.
Warum also dieses Gesetz? Ein Gesetz, das massive Bauchschmerzen
verursacht? Bei uns wird zu häufig gestreikt, sagen die Arbeitgeber.
Doch das ist ein Mythos. Die Arbeitnehmer in Deutschland legen nicht
nur im Vergleich zu ihren Kollegen in anderen europäischen Ländern
deutlich seltener die Arbeit nieder. Sie streiken heute auch weit
weniger als in den 70er und 80er Jahren. Wenn die Bundesregierung auf
Betreiben der Union trotzdem Handlungsbedarf sieht, dann nur, um den
Arbeitgebern einen Gefallen zu tun und ihnen kleine,
durchsetzungsfähige Spartengewerkschaften vom Hals zu halten. Dafür
nimmt sie in Kauf, dass ihr das Bundesverfassungsgericht ihr
Tarifeinheitsgesetz um die Ohren haut, weil es de facto das
Streikrecht beschneidet. Teile des DGB machen das Spiel aus Eigennutz
mit. Eine Ruhmesleistung ist das gewiss nicht.
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Pressekontakt: Aachener Nachrichten Redaktion Aachener Nachrichten Telefon: 0241 5101-388 an-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
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