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09.11.2009 16:21:17

DER AKTIONÄR Online: Exklusiv-Interview mit Jörg Fischer, Finanzvorstand Envitec Biogas

Envitec Biogas kämpft mit einem schwierigen Marktumfeld. Der Antrag auf Insolvenz von Wettbewerber Schmack drückt ebenso auf den Aktienkurs wie jüngst die eigene Gewinnwarnung. Wie geht es weiter mit Envitec? DER AKTIONÄR hat bei Finanzvorstand Jörg Fischer nachgefragt.

Einvitec Biogas hat schwere Zeiten hinter sich. Nicht nur, dass Wettbewerber Schmack Biogas wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahren [www.deraktionaer.de/xist4c/web/Schmack-Biogas--Kurssturz-nach-Insolvenzantrag_id_627__dId_10993469_.htm]gestellt und damit aufs Gemüt der Anleger geschlagen hat. Auch die eigene Umsatz- und Gewinnwarnung hat hohe Wellen geschlagen. In Folge hat die Notierung zweistellig abgegeben. Wie geht jetzt weiter? Droht das gleiche Schicksal wie bei Schmack? DER AKTIONÄR hat bei Envitec-Finanzvorstand Jörg Fischer nachgefragt.

Herr Fischer, jüngst hat Wettbewerber Schmack Biogas Insolvenz angemeldet. Wie weit ist Envitec von einem solchen Szenario entfernt?

Eine solche Gefahr kann ich für uns ausschließen. Envitec ist kerngesund. Wir werden auch in diesem Jahr einen Überschuss erzielen - und allein unsere liquiden Mittel sind deutlich höher als die gesamten Verbindlichkeiten.

Sie selbst haben ja immerhin die Umsatzprognosen und damit auch die Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2009 deutlich gesenkt.

Ja, das Geschäft läuft nicht ganz so gut wie geplant. Dennoch werden wir in diesem gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfeld unseren Umsatz steigern und profitabel sein.

Warum mussten Sie Ihre Erwartungen reduzieren?

Zahlreiche Projekte können nicht so schnell realisiert werden wie geplant. Wir beobachten in der Bevölkerung leider immer wieder Vorbehalte gegenüber Biogas und dem Bau neuer Anlagen. Das hat zu Projektverzögerungen geführt, da sich Genehmigungsverfahren mit immer neuen Nachforderungen deutlich verlängert haben. Hinzu kommt, dass die Finanzkrise unmittelbar auf die Branchenkrise durch die EEG-Diskussion folgte. Wir haben zwar mit schwierigeren Finanzierungsverfahren gerechnet, aber insbesondere in Osteuropa dauert es doch deutlich länger als erwartet.

Wollen Sie dennoch einen Blick in das Jahr 2010 riskieren?

Wir sind weiterhin von den Chancen des Biogasmarktes überzeugt und wollen im In- und Ausland wachsen. Unterstützt durch das neue EEG vollzieht sich derzeit in Deutschland ein Strukturwandel in der Agrarbranche - weg von der Überproduktion in der Milchviehwirtschaft, hin zur Erzeugung von Energie. Insofern erwarten wir eine weiterhin hohe Nachfrage aus der Landwirtschaft, die ergänzt wird durch die wachsende Nachfrage nach Anlagen zur Bioerdgasproduktion. Die Situation am Finanzmarkt allgemein und hinsichtlich der Finanzierbarkeit von Biogasanlagen wird sich unserer Einschätzung nach verbessern. Das Potenzial ist also noch lange nicht ausgeschöpft.

Wie bewerten Sie den jüngst veröffentlichten Koalitionsvertrag?

Envitec begrüßt den vorliegenden Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Er ist ein klares Bekenntnis zu regenerativen Energien und ihrer Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Der Anteil von Wind-, Sonnen- und Biokraft an der heimischen Energieversorgung soll weiter steigen.

Lässt allein der Wille, die Bedingungen für die Biogas-Einspeisung verbessern, und das Marktanreizprogramm fortführen zu wollen, nicht zuviel Spielraum?

Für konkrete Maßnahmen fehlte in den Koalitionsverhandlungen die Zeit und derzeit bieten das EEG und die Gasnetzzugangsverordnung eine gute Grundlage. Klar ist, dass die neue Regierung noch stärker auf aufbereitetes Biogas, sogenanntes Biomethan, als Erdgassubstitut setzt. Gespannt sind wir auf die Vorlage des Gesetzesentwurfs zum Einsatz von Biokraftstoffen, wie ihn die Regierung mit Wirksamkeit zum 1. Januar 2010 angekündigt hat. Außerdem wurde eine EEG-Novelle angekündigt, die den Einsatz organischer Reststoffe stärker gewichten soll. Damit würde die Bandbreite möglicher Einsatzstoffe weiter steigen.

Wann koppelt sich Ihr Geschäftsmodell von Fördermitteln ab, lohnt sich demnach auch ohne Unterstützung vom Staat?

Ein nachhaltiges Geschäftsmodell kann natürlich nicht dauerhaft auf staatlicher Förderung basieren. Biogas ist schon heute die effizienteste und vielseitigste der Erneuerbaren Energien. Die neue Regierung schafft die notwendigen Anreize, um die Branche nach den Krisenjahren 2008 und 2009 wieder auf Wachstumskurs zu bringen und sich technologisch weiter zu entwickeln. Bei Bioerdgas sind wir aktuell nicht mehr weit von den Endverbraucherpreisen entfernt.

Die Envitec-Aktie notiert nahezu am Allzeittief - wie beruhigen Sie ihre Anleger?

Envitec ist kerngesund und ist führend in einem attraktiven Markt. Trotz Wirtschaftkrise verfügen wir über einen Auftragsbestand von rund 225 Millionen Euro. Die Pläne der Bundesregierung werden der Branche neue Impulse geben und im Ausland gibt es viel Potenzial. Länder wie Indien, Lettland oder die Slowakei erkennen gerade erst, dass Biogas einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Abhängigkeit von Energieimporten leisten kann. EnviTec verfügt über die Finanzkraft und das technologische Know-how, davon zu profitieren. Neben dem Anlagenbau werden wir den Ausbau des Eigenbetriebs weiter forcieren. Mit diesem zweiten Standbein erzielen wir nicht nur gut planbare Cashflows, sondern auch eine ordentliche Marge. Derzeit haben wir eigene Anlagen mit 13 Megawatt am Netz. Unser mittelfristiges Ziel liegt bei 100 Megawatt. Wir werden also Gas geben und uns verloren gegangenes Vertrauen wieder erarbeiten.

Mehr Informationen, Nachrichten und Empfehlungen finden Sie im Internet unter www.deraktionaer.de

+++Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS / HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter www.deraktionaer.de+++

(END) Dow Jones Newswires

   November 09, 2009 09:48 ET (14:48 GMT)- - 09 48 AM EST 11-09-09

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