Auf ehemaligen Niki-Strecken |
19.11.2017 19:34:00
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Air Berlin/Lufthansa: Poker mit Kartellwächtern, Flugpreise steigen
Als Beispiel nannte die Zeitung einen Flugpreis für Wien-Innsbruck und retour um 548,57 Euro, gebucht bei der Lufthansa-Tochter AUA für 21. und 22. November. Seit Niki die Strecke aufgab, habe die AUA ein Monopol auf dem Kurs. Wer zur selben Zeit nach Frankfurt wolle, dürfe 722,47 Euro hinblättern. Niki bzw. die Mutter Air Berlin haben Frankfurt schon vor Längerem eingestellt. "Wie kann man einem Kunden erklären, dass der Flugpreis für Wien-Innsbruck-Wien oder Wien-Frankfurt-Wien teurer ist als eine Woche Badeurlaub in einem All-Inclusive-Hotel in Ägypten, der Türkei oder Tunesien, inklusive Flug?", fragt sich Reisebüroverbandschef und TUI-Manager Josef Peterleithner.
Die Lufthansa will einen beträchtlichen Teil des ehemaligen Air-Berlin-Flugbetriebs übernehmen, darunter die österreichische Airline Niki.
Peterleithner äußerte in der Zeitung seine Befürchtung, dass die Preise steigen, obwohl das Kartellverfahren noch läuft. Von der Fachgruppe der Reisebüros wird etwa Wien-Düsseldorf angeführt, wo die Flugpreise seit Anfang November um 30 Prozent teurer geworden seien. Der Großteil der von Niki derzeit noch beflogenen Strecken sind Ferienrouten in den Süden. Unter den Flügeln der Lufthansa erwarte die Fachgruppe der Reisebüros für nächsten Sommer "signifikante Preissteigerungen". Es sei nicht davon auszugehen, dass es auf diesen Strecken kurzfristig neue Anbieter geben werde, befürchtet Mondial-Chef und Reisebüro-Kammervertreter Gregor Kadanka". Bis ein Konkurrent eine neue Destination bediene, dauere es Jahre und nicht Monate.
Die Vergangenheit habe den Befürchtungen vor einem Monopol recht gegeben, heißt es in dem Bericht. Niki gab heuer alle 14 Städteflüge innerhalb Europas auf. Die Tarife (Durchschnittspreise) seien umgehend gestiegen, sobald der Lufthansa-Konzern diese City-Strecken alleine bediente - etwa Wien-Zürich (plus 12 Prozent) oder Nizza (plus 18 Prozent).
Dem "Handelsblatt" zufolge ergaben Stichproben des Einkaufsportals Mydealz Anfang November um gut 16 Prozent höhere Preise. Betroffen seien vor allem Geschäftsreisestrecken. Flüge von München nach Düsseldorf kosteten sogar um 300 Prozent mehr, Berlin-Frankfurt um 60 Prozent. Je besser ein Flug gebucht sei, desto rascher steige der Ticketpreis; und in Deutschland seien derzeit die Flüge knapp.
Die 80 Air-Berlin-Maschinen, die die Lufthansa von Air Berlin übernommen hat, dürfen nicht starten, solange die EU-Kommission die Übernahme prüft. 60.000 Sitzplätze würden jeden Tage fehlen, beklagte zuletzt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Abhilfe sei erst nach einer positiven Kartell-Entscheidung zu erwarten.
Laut "Kurier"-Informationen soll die EU-Kommission im übrigen überrascht sein, dass die Marktanteile des Lufthansa-Konzerns, mit AUA und der Billig-Tochter Eurowings, in Österreich wesentlich höher seien als in Deutschland. In den begehrten Morgenspitzen hält der Konzern bei 86 Prozent der Slots (Start- und Landezeiten). Nach Passagieren gerechnet kommen Lufthansa plus Niki insgesamt auf rund 70 Prozent.
Der Lufthansa wird unterdesen nachgesagt, in Brüssel mit dem Argument Bratislava zu pokern, hört man. Man dürfe den Flughafen Wien demnach nicht isoliert sehen, sondern in einem Radius von 100 Kilometern. Daher sei die slowakische Hauptstadt bei der Berechnung der Marktanteile einzukalkulieren.
Die Lufthansa habe in Brüssel überdies eine sogenannte "Failing Company Doctrin" in die Verhandlungen eingebracht, wird in der Branche. Ein Deal würde demnach wettbewerbsrechtlich großzügiger beurteilt, wenn die Alternative zur Übernahme die Zerstörung des betroffenen Unternehmens gewesen wäre, heißt es im "Kurier".
Für den österreichischen Wettbewerbsbehördenchef Theo Thanner ist das Argument der Substituierbarkeit (mit Bratislava, Anm.) "einfach falsch". Sinnvolle Auflagen seien jedenfalls erforderlich. Nur Slots abzuziehen, ist Thanner zu wenig. Er kann sich als Auflagen eine permanente Preisbeobachtung ebenso vorstellen wie das Hereinholen von Konkurrenz-Airlines. Die Bundeswettbewerbsbehörde schickte der Zeitung zufolge zufolge jedenfalls eine geharnischte 17-seitige Stellungnahme nach Brüssel.
Gewohnt markig argumentiert Niki-Gründer Niki Lauda, was die angeblich verlangte Einrechnung von Bratislava anlangt: "So ein Schwachsinn. Niemand fährt freiwillig nach Bratislava. Die Leute wollen von Wien abfliegen und dort entsteht das Monopol." Niki war mit einem Angebot für die österreichische Air-Berlin-Tochter abgeblitzt.
Am Freitag endete die Frist für die Stellungnahmen der unterlegenen Bieter. "Überhaupt keine Frage, dass hier ein Monopol entsteht. Besonders in Österreich, das ist der Paradefall eines Monopols geworden. Ich hoffe nur, dass Brüssel das auch so sieht", argumentiert Lauda in der Zeitung. Er ortet es als "gutes Zeichen, dass die Kommission den Deal nicht durchwinkt". So locker, wie die Lufthansa geglaubt habe, "geht der Deal offenbar nicht durch". Die Lufthansa habe nicht damit gerechnet, dass die 80 Air-Berlin-Flugzeuge am Boden bleiben müssen. Fünf der Maschinen seien derzeit in Wien eingemottet.
(Schluss) rf
ISIN GB00B128C026 DE0008232125 WEB http://www.austrian.com http://www.airberlin.com http://www.flyniki.com http://www.lufthansa.com/
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