Auch Bitcoins gefragt 01.07.2015 19:47:45

Europäer suchen in der Krise Sicherheit in Gold

In Europa ist die Nachfrage nach dem klassischen Krisen-Investment Gold in den vergangenen Wochen gewachsen. Doch auch Bitcoins dienen Anlegern als Zuflucht, sagen Marktteilnehmer. Der Preis der physischen wie der digitalen Währung ist gestiegen, seitdem bei Anlegern die Angst wächst, dass griechische Banken scheitern und die Turbulenzen sich auf andere Euro-Länder ausbreiten könnten.

Der Goldpreis ist am Montag auf bis zu 1182,40 Dollar je Feinunze gestiegen, zuletzt jedoch wieder auf 1171,00 Dollar gefallen. Im Juni hat es eindeutige Anzeichen dafür gegeben, dass Griechen ihr Bestes tun, um an Gold zu kommen. Die Königlich-Britische Münzanstalt teilte am Dienstag mit, dass die Nachfrage nach Anlagemünzen aus Griechenland im Juni doppelt so hoch wie erwartet gewesen sei.

Gleichzeitig ist der Wert von Bitcoins stetig gestiegen. Seit der "Grexit" droht, hat die Digitalwährung eine seltene, dreimonatige Phase relativer Stabilität hinter sich gelassen. Am Dienstagnachmittag notierten Bitcoins bei 261,24 Dollar - so hoch wie zuletzt am 23. März, wie Coindesk berichtet. Im Juni stieg der Preis von Bitcoins um 13,4 Prozent.

Bitcoins sind eine digitale Währung, die von einem Softwareprogramm ausgegeben wird. Die Software ist auf vielen Computern angesiedelt, die die Währung über sogenanntes "Mining" herstellen. Die Computer sind außerdem gemeinsam dafür verantwortlich, über die Bitcoin-Kontostände der Nutzer Buch zu führen. Das Bitcoin-System wird von keiner Regierung kontrolliert und kann nicht von Banken oder anderen Finanzinstituten manipuliert werden. Obwohl sich die Währung häufig äußerst volatil zeigt, sehen Bitcoin-Fans darin einen Wertspeicher, der Investoren vor politischen Risiken schützt.

Fred Ehrsam, Mitgründer der Bitcoin-Börse Coinbase, sagt, dass die Aktivität in Europa in den 48 Stunden nach dem erfolglosen Ende der Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern um 300 Prozent gestiegen sei.

Um europäische Kunden zu umwerben, kündigte das Unternehmen an, dass es für Bitcoin-Käufe in Euro keine Gebühren verlangen werde. Vergangene Woche habe es bei Coinbase 35 Prozent mehr Aktivität von griechischen Adressen gegeben, sagt Ehrsam, jedoch steht das im Verhältnis zu einer "sehr geringen Basis". Die Steigerung hätte womöglich noch größer ausfallen können, doch seit die griechischen Banken geschlossen sind, ist es schwer, an Euro zu kommen, um Bitcoins zu erstehen.

Das größte Interesse komme von Anlegern aus europäischen Peripheriestaaten, deren Regierungen finanzielle Unterstützung brauchten. Investoren realisierten nun, was mit Geld passieren könne, das man auf seinem Konto zu haben glaube.

Die Ereignisse in Griechenland scheinen auch in den USA eine größere Nachfrage nach Bitcoins und Gold zu verursachen, jedoch nicht nach Gold-Futures. Terry Hanlon, Vorsitzender des Edelmetallhändlers Dillon Gage Metals, sagt, dass zwischen Mai und Juni sein Handelsvolumen um 70 Prozent gestiegen sei. Am Preis sei diese Entwicklung nicht abzulesen, da sich dieser eher am Handel mit Terminkontrakten als am physischen Goldhandel orientiere.

Kleinanleger, die Goldmünzen kauften, würden stärker von den Bildern aus Athen beeinflusst, wo sich vor Banken Schlangen bildeten, als von Sorgen um die Geldpolitik in den USA, sagt Hanlon. "Man kann sich leichter mit dem Gedanken anfreunden, wenn man Schlange steht und dann hört, dass die Bank geschlossen ist und man nicht an sein Geld kommt", sagt Hanlon.

DJG/DJN/awi/flf

Von Michael Casey

NEW YORK (Dow Jones)

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