Umweltfeindliches Personal |
16.12.2016 07:57:42
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Doppelter Salto rückwärts: Trump will zurück zu fossiler Energie
Klimaschützer schlagen schon die Hände über dem Kopf zusammen, noch bevor Trump überhaupt als Präsident vereidigt ist. Und sie rätseln: Was hat er eigentlich vor? Haben die USA nicht das Pariser Abkommen unterzeichnet? Gehören die USA nicht zu jenen G7-Staaten, die noch vor einem Jahr auf dem Gipfel in Elmau das Zeitalter der Karbonisierung praktisch beendeten?
Trumps Personalauswahl ist dermaßen umweltfeindlich, dass Ölbaron Rex Tillerson noch als die moderate Stimme im künftigen Kabinett wahrgenommen werden könnte. Oklahoma, wo der künftige Chef-Umweltschützer Scott Pruitt herkommt, aber auch Indiana, wo der künftige Vizepräsident Mike Pence herkommt, gehören zu den 25 US-Staaten, die Barack Obamas "Clean Energy Plan" auf dem Rechtsweg zunichte machen wollen. "Tillersons Position zum Klimawandel könnte links von Trump sein", schreibt die "Washington Post" vor diesem Hintergrund.
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, Tausende neuer Jobs in der Energiebranche zu schaffen. Vor allem den entlassenen Kohle-Kumpels aufgelassener Gruben in Pennsylvania, Kentucky oder West Virginia machte er große Hoffnungen. Aber auch durch Fracking, Pipelinebau und Bohrgenehmigungen dort, wo es bisher nicht erlaubt ist, will Trump die Energiewirtschaft beflügeln. Explizit nannte Trump Gebiete wie die Arktis Alaskas und den Golf von Mexiko - beide Erschließungsgebiete sind umwelt- und sicherheitstechnisch hoch umstritten.
Nicht nur Umweltschützer halten seine Thesen für steil bis unglaubwürdig. Den teils stillgelegten Kohlebergbau wieder anzufahren würde Anschubfinanzierungen erfordern, die kaum ein Investor bereit ist, auf den Tisch zu legen. Viel zu groß ist das politische Risiko. "Das Kohlezeitalter ist vorbei", schreibt das Fachmagazin "Power Mag". Trump koppelt sich völlig von der weltweiten Großwetterlage ab. Investoren ziehen ihre Milliarden weltweit in großem Stil aus der Kohle zurück, die Nachfrage nach dem einstigen Grubengold sinkt in aller Welt. In den USA gingen reihenweise Kohleunternehmen pleite, der Streit über die Kosten für Renaturierung von Flüssen und Gebirgszügen wird vor Gericht ausgetragen.
Dass sich plötzlich reihenweise Investoren finden, die massiv Geld in die veraltete Kohletechnologie pumpen, hält kaum ein Ökonom für wahrscheinlich - zumal angesichts politischer Halbwertszeiten von nur vier Jahren. Ähnliches gilt für die technisch und finanziell noch viel aufwendigeren Ölvorhaben in schwierigem Terrain. Nur eine Hand voll Unternehmen sind überhaupt in der Lage, Arktis-Bohrungen durchzuführen. Der niederländisch-britische Konzern Shell hat nach Jahren der Forschung und Vorausinvestition von sieben Milliarden Dollar vor Alaska aufgegeben - obwohl die behördliche Genehmigung erteilt war.
Die Umweltorganisation Greenpeace widerspricht deshalb Trump fundamental. "Was die Klimapolitik angeht, ist Trump auf der Verliererstraße", schreibt Tim Donaghy in einem Blog. "Die Revolution der sauberen Energie hat das Momentum, und es wird weitergehen, ob die USA mitmachen oder nicht." Den Preis würde die jüngere Generation bezahlen, in Form höherer Steuern, höherer Versicherungsprämien, höherer Lebenshaltungskosten, etwa für sauberes Trinkwasser. In einigen Bundesstaaten wird die Knappheit von Trinkwasser bereits offiziell als Frage der nationalen Sicherheit behandelt.
In der texanischen Energiemetropole Houston gehen die Strategen davon aus, dass Trump energiepolitisch einen Mittelweg gehen wird. Und der heißt Erdgas. Unter den fossilen Energieträgern gilt das Gas als der sauberste. Und es ist im amerikanischen Boden in rauen Mengen vorhanden. Die USA sind gerade eben erst erstmals in ihrer Geschichte zum Nettoexporteur von Erdgas geworden. Die Energiefirmen kommen an die Felder viel leichter ran, als etwa an das unter dem Meeresboden oder unter dicken Eisschichten versteckte Öl oder die tief im Gebirge lagernde Kohle. Und der Weltmarkt für Gas ist noch immer offen. In Mexiko sind gerade 42 neue Gaskraftwerke im Bau. Eine Mauer an der Grenze ist erst in Planung.
WASHINGTON (dpa-AFX)
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