Die von Russland erneut signalisierte Bereitschaft, mit der OPEC über Fördergrenzen verhandeln zu wollen, hat die Ölpreise zuletzt anziehen lassen. Am Dienstag verteuerte sich ein Barrel der Nordseesorte Brent um knapp ein Prozent auf 48,60 US-Dollar. Die US-Referenzsorte WTI legte um immerhin 0,2 Prozent auf 46 US-Dollar zu. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank halten die Erwartung einer kurzfristigen Einigung zwischen der OPEC und Nicht-OPEC-Ölproduzenten hinsichtlich freiwilliger Angebotsbegrenzungen jedoch "für wenig begründet". Es solle sich um ein "Lippenbekenntnis" handeln, wie die Vergangenheit des Öfteren gezeigt habe, so die Analysten. Von besonderem Interesse sollte in diesem Zusammenhang die neue Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts sein. Nach angeblichen Überfällen bewaffneter ukrainischer Gruppen auf die von Russland annektierte Krim haben beide Seiten reguläre Truppen in Alarmbereitschaft versetzt. Sollte sich die verbale Konfrontation zwischen beiden Ländern in einer kriegerischen Auseinandersetzung entladen, könnte dies auch Folgen für den Ölmarkt haben, weil die Ukraine wichtiges Transitland für russisches Öl und Gas in die EU ist.
Generell halten die Rohstoffanalysten der Commerzbank ein Absinken der Weltölproduktion zum jetzigen Zeitpunkt für unwahrscheinlich. Sie verweisen auf den EIA-Monatsbericht, der ein Verharren der Gesamtproduktion bis zum Jahresende auf dem aktuellen Niveau von rund 8,45 Millionen Barrel pro Tag prognostiziert. Aktuell liegt die EIA-Schätzung mit fast 200.000 Barrel täglich höher als im Vormonat. Die Commerzbank-Analysten sind "überzeugt, dass der jüngste Preisanstieg stark spekulativ getrieben war". Sollten demnächst höhere Öl-Lagerbestände oder -Produktion gemeldet werden, könnte der Ölpreis wieder kräftig unter Druck kommen. Der weitere Verlauf bleibt jedoch abzuwarten.